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Eigenständigkeit ist eine komplexe Sache. Egal ob bei Heranwachsenden, den Mitarbeitern eines Teams oder eben den österreichischen Bundesmuseen. Sind die Zügel zu streng, erstickt man Kreativität und Eigenengagement, dafür behält man die Kontrolle, kann jederzeit eingreifen. Lässt man locker, entfalten sich so manche Potenziale, doch auch die Prioritäten verschieben sich, der Blick auf das große Ganze gerät aus dem Fokus. Nicht immer zur Freude der nächsthöheren Instanz. Werden die dabei entstehenden Missstände offenkundig, herrscht Handlungsbedarf - und zwar strukturell und grundsätzlich. Kulturminister Thomas Drozda hat daher nach der Schlammschlacht um das Belvedere im Vorjahr nun eine Neuorganisation der Bundesmuseen angedacht. 15 Jahre nach deren Ausgliederung sind einige Schwachpunkte eben dieser klar geworden. Nun will man mehr Kontrolle durch Gremien und Bund herstellen sowie Synergien zwischen den Häusern schaffen. So weit so gut, ein Schritt in die richtige Richtung. Dass der Status quo nicht perfekt ist, leuchtet beinahe allen Beteiligten ein. Ob jedoch die - zumindest angedachte - Museen-Holding die existierenden Strukturen schlanker und durchsichtiger macht, ist fraglich.
Der Schönheitsfehler der Reform ist, dass sie ein zentrales Problem nicht lösen wird können: die fehlende inhaltliche Positionierung und Profilierung der Häuser. Allein über kleine formale Strukturreformen und freundliche Gespräche werden sich das blinde Wetteifern um Besucher mit den immer gleichen Kassenschlagern und die damit verbundene Vernachlässigung der eigenen Sammlungen nicht erledigen.