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Das informelle Treffen der Weltwirtschafts-Regierung

Von WZ-Korrespondent Steffen Klatt

Wirtschaft

In London sind 90 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung versammelt. | Welche Länder sind auf dem Gipfel vertreten?


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Den Kern der G20 bilden die alten G8. Das sind die großen westlichen Volkswirtschaften USA, Japan, Kanada, Deutschland, Groß britannien, Frankreich und Italien sowie Russland, das seit den 1990er Jahren bei den meisten Treffen der alten G7-Gruppe dabei gewesen ist. Hinzu kommen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt, China und Indien, sowie die führenden Staaten der Entwicklungsländer: Brasilien, Argentinien und Südafrika.

Saudiarabien vertritt die erdölexportierenden Länder, Indonesien die Asean-Staaten, Mexiko Mittelamerika, Australien den pazifischen Raum, und Südkorea nimmt als eines der stärksten Schwellenländer teil. Tschechien ist als derzeitiges Land der EU-Ratspräsidentschaft dabei. Spanien und die Niederlande haben sich beim Gipfel im November in Washington dank ihrer guten Beziehungen zum damaligen EU-Ratspräsidenten Nicholas Sarkozy ein Ticket gesichert. Insgesamt vertreten die Teilnehmerländer 90 Prozent des Brutto-Inlandprodukts, 80 Prozent des Welthandels und zwei Drittel der Weltbevölkerung.

Mit dabei sind ferner die Weltbank und der Internationale Währungsfonds.

Wer hat diese Länder ausgewählt?

Eingeladen hat der Gastgeber, diesmal also der britische Premierminister Gordon Brown. Er war allerdings bereits an die Teilnehmerliste des Washingtoner Gipfels - und damit an die Auswahl von George W. Bush - gebunden.

* Sind die G20 zu Beschlüssen für die ganze Welt berechtigt?

Die G20 sind wie ihre Vorgänger G8 und G7 ein informelles Treffen von Staats- und Regierungschefs. Sie haben keine formellen Kompetenzen. Allerdings können sie ihre Beschlüsse aufgrund ihres politischen Gewichts wie auch aufgrund ihrer starken Stellung in den internationalen Organisationen durchsetzen.

* Kann eine so große Gruppe mit unterschiedlichen Interessen wirksame Beschlüsse fassen?

Diese Krise ist die erste global wirkende seit der Weltwirtschaftskrise 1929. Zudem trifft sie erstmals auf eine globalisierte Welt. Nach 1929 konnten die großen Volkswirtschaften wie die USA, die Sowjetunion und Deutschland ihr Heil noch (vergeblich) im Protektionismus und der Selbstversorgung suchen.

Heute produzieren auch die großen Volkswirtschaften wie USA, EU und China für einen globalen Markt. Sie haben deshalb ein gemeinsames Interesse an dessen Funktionieren.

* Wie werden die Beschlüsse umgesetzt?

Sämtliche Beschlüsse der G20 müssen in internationale Organisationen eingebracht werden, um in international gültiges Recht umgesetzt zu werden.

Für die Ordnung der Finanzmärkte sind das der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und in geringerem Maß die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD), aber auch die weniger bekannte Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, die Zentralbank der Zentralbanken.

* Können die G20 eine Weltregierung werden?

Das werden sie nicht. Auch wenn sie ein gemeinsames Interesse haben, die Krise zu bewältigen, werden die Interessen wieder auseinanderdriften.

Denkbar ist aber, dass die G20 an die Stelle des UN-Sicherheitsrates treten. Dieser spiegelt nämlich das Kräfteverhältnis vom Ende des Zweiten Weltkrieges wider und müsste dringend reformiert werden.