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Das Insolvenzgericht tagt im Fall R-Quadrat

Von Kid Möchel

Wirtschaft
R-Quadrat: WKÖ als Anlagepleitier abgestempelt. Foto:bbox
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Friedrich Lind wehrt sich dagegen, der Drahtzieher von R-Quadrat zu sein.


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Wien. Die 100-Millionen-Euro-Anlageaffäre der R-Quadrat-Metis-Gruppe um Friedrich Lind zieht weite Kreise.

Am Dienstag steht die insolvente R-Quadrat Capital Alpha im Mittelpunkt einer Prüfungstagsatzung am Konkursgericht Wien. Bisher wurden 39,8 Millionen Euro an Forderungen angemeldet. Die Eigenverwaltung wurde der Gesellschaft schon Anfang Mai entzogen und die Abstimmung über den Sanierungsplan auf unbestimmte Zeit verschoben.

"Morgen wird sicher nicht über den Sanierungsplan abgestimmt", sagt Christoph Vavrik vom KSV1870. Auch Gerhard Weinhofer von der Creditreform hat noch keine näheren Informationen: "Wir kennen nur den ursprünglichen Sanierungsplan mit einer 30-Prozent-Quote, aber uns liegen noch keine Gutachten vor."

Masseverwalter Richard Proksch hat einen Sachverständigen beauftragt, die Liegenschaften der Capital Alpha zu bewerten; darunter ist der Gewerbepark Euro Nova im Kärntner Arnoldstein. Diese Liegenschaft ist an die Bawag verpfändet, die den Ankauf der Gesellschaftsanteile an der Euro Park GmbH & Co KG finanzierte. Die Bawag fordert 7,35 Millionen Euro zurück. Doch die Liegenschaft, die früher der Bleiberger Bergwerksunion gehörte, soll kontaminiert sein. "Ich bin gespannt, was tatsächlich im Gutachten drinnen steht", sagt Vavrik.

Wie berichtet, zählen zu den Hauptgläubigern der R-Quadrat Capital Alpha der Pensionsfonds und die Pensionskasse der WKÖ (5,388 Millionen Euro Forderungen), die Wirtschaftskammer Wien (4,299 Millionen Euro), der Apothekerverband (knapp 500.000 Euro), zahlreiche Apotheker (1,3 Millionen Euro) und die Semper Constantia Invest (1,3 Millionen Euro).

Kein Korrekturbedarf

Indes macht der mutmaßliche R-Quadrat-Metis-Mastermind Friedrich Lind, der über eine Gewinnscheinkonstruktion die Verteidigerkosten von Ex-Libro-Boss André Rettberg berappt, seinem Unmut über die angeblich falsche Berichterstattung zu seiner Personen Luft. Lind spricht von einer Millionen-Klage und einer Strafanzeige gegen eine große österreichische Tageszeitung. Auch an dem brisanten Bericht des Masseverwalters der R-Quadrat Capital Beta, in dem die Wertansätze der Capital Beta als unrichtig bezeichnet werden, lässt er kein gutes Haar.

"Was in dem Bericht des Masseverwalters drinnen steht, ist falsch", wettert Lind. Das sieht Wolfgang Hrobar vom AKV anders. "Der Bericht ist nicht falsch", sagt Hrobar. Dieser sei mit professioneller Sorgfalt erstellt worden. "Was unsere Bewertungen und Einschätzungen betrifft, gibt es keinen Korrekturbedarf", kontert Anwalt Clemens Richter, Vize-Insolvenzverwalter der R-Quadrat Capital Beta.

Aus der Sicht Linds

"Dass die Wirtschaftskrise ganz stark zugeschlagen hat, ist amtlich", sagt Lind. "Auch die Deutsche Bank musste Fonds rückabwickeln. Es ist kein Euro weggekommen. Jede Kriminalisierung ist mutwillig und soll von anderen Sachen ablenken." Die umstrittenen Bewertungen müsse man aus der Sicht vor der Krise beurteilen. "Ich gehe davon aus, dass die namhaften Sachverständigen das ordentlich gemacht haben", sagt Lind. "Ich bin auch nicht Drahtzieher und habe keine Organfunktion gehabt. Ich war an diesen Gesellschaften durchgerechnet mit einem Drittel beteiligt, auch nicht persönlich, sondern über Stiftungen." Da Stiftungen eigene Vorstände haben, konnte er gar nicht die Feder führen.