Zum Hauptinhalt springen

"Das ist glatter Gesetzesbruch"

Von Petra Medek

Wirtschaft

Sonntag sperrten erneut einige in der Wiener City auf. | GPA durch | Befragung der Angestellten bestärkt. | Wien. Von der stillsten Zeit im Jahr kann im heimischen Handel keine Rede sein: Pünktlich mit dem Anfang des Advent hat die Diskussion um die Öffnung der Geschäfte an Sonntagen eingesetzt. Angeheizt wurde die Debatte nicht zuletzt durch einige Unternehmer, die ihre Geschäfte in Wien am ersten und am zweiten Adventsonntag geöffnet hielten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Laut Adelheid Sagmeister, Chefin des Wiener Marktamtes (MA 59), wurden allein am vergangenen Sonntag in Wien mehr als 30 unerlaubt geöffnete Geschäfte beanstandet. Betroffen waren vor allem Handelsbetriebe in der Innenstadt sowie am Spittelberg im Bezirk Neubau. Den ertappten Unternehmern drohen laut Sagmeister Organmandate oder Anzeigen. Für wiederholte Verstöße gegen das Ladenöffnungsgesetz liegt die maximale Strafe bei 1090 Euro.

Das Aufsperren am Sonntag sei "glatter Gesetzesbruch", den man nicht tolerieren werde, wetterte Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-DJP). Jedes Jahr stoße man auf einen kleinen Kreis von bekannten Personen aus Politik und Wirtschaft, die die Sonntagsöffnung fordern. Diese Gruppe sei jedoch nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, ihre Methoden seien demokratisch nicht legitimiert. Für die Mehrheit der Wiener Konsumenten wie Gewerbetreibenden seien die derzeitigen Regelungen ausreichend.

Mit einer Kundgebung unter dem Titel "Sonntag frei" und einer Blitz-Umfrage unter den Handelsangestellten in der Wiener Innenstadt wollte die Gewerkschaft am Montag auf die Situation der Handelsangestellten hinweisen. GPA-Mitarbeiter schwirrten in über 50 Teams durch die Wiener Innenstadt und verteilten Stimmzettel mit der Frage "Wollen Sie am Sonntag arbeiten"? Innerhalb von einer Stunde wurden knapp 3300 Stimmzettel retourniert, davon sprachen sich knapp 94 Prozent gegen Arbeit am Sonntag aus.

Ein Jahr lang offene Sonntage testen

Zu den so genannten "Sonntags-Rebellen" in der Wiener City gehört der Kaufmann Ernst Fischer. Er zeigte sich mit dem Geschäftsverlauf am Sonntag zufrieden und hat bereits angekündigt, am nächsten Sonntag erneut aufsperren zu wollen.

Fischers Ziel ist es, einen einjährigen Test mit Öffnung von 13 bis 19 Uhr an jedem ersten Sonntag des Monats sowie an den Vorweihnachts-Wochenenden zu erreichen. Ansprechen will er in erster Linie Touristen. "Es geht darum, dass man darf. Müssen tut niemand."

Fischers Ankündigung führte zu scharfer Kritik seitens der SPÖ. "Es ist erstaunlich, dass in Österreich der Gesetzesbruch bereits offen angekündigt werden kann", so SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin und Abgeordnete Bettina Stadlbauer. Offensichtlich glaube er, dieses Verhalten sei schick und harmlos. "Wir leben aber nicht im Wilden Westen, sondern immer noch in einem Rechtsstaat".

Auch die Freiheitlichen Arbeitnehmer sprachen sich gegen die Sonntagsöffnung aus. "Der arbeitsfreie Sonntag ist außer Streit zu stellen", so Bundesobmann Manfred Kölly am Montag.

Der Katholische Familienverband warnte indes davor, alle Lebensbereiche dem "Diktat der Wirtschaft und des Konsums" unterzuordnen. Die laufende Ladenöffnungsdebatte könnte einen "unaufhaltsamen Dominoeffekt" auslösen.

Handel freut sich über langes Wochenende

Das legale Weihnachsgeschäft lief indes gut. Besonders kräftige Zuwächse gab es am Samstag, wo die heimischen Händler um 25 Prozent mehr umsetzten als am Marienfeiertag.

Im Jahresvergleich lag der Handelsumsatz am 8. Dezember um 1 Prozent über dem Vorjahr, am Adventsamstag wurde um 5 Prozent mehr erlöst, berichtet Roman Seeliger von der Sektion Handel in der Wirtschaftskammer. Auf Grund der vorläufigen Ergebnisse gehe er davon aus, dass die Prognose von plus 1 Prozent gehalten werde.

Besonders gefragt waren am Wochenende LCD-Fernseher, Digitalkameras und Espressomaschinen. Gut gelaufen seien auch Uhren, Silber, Schmuck und Handtaschen und klassische Geschenke wie Spielwaren. Etwas schwächer lief es auf Grund des warmen Wetters bei Mode und Wintersportbekleidung.