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"Das ist sicher kein geglückter Start"

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

UniCredit hat bei HVB-Übernahme das Ziel erreicht. | Profumo für Spaltung von BA-CA. | Fuhrmann gegenüber "WZ": Die Verträge müssen eingehalten werden. | Wien/Mailand/München. Der größten Bankenfusion Europas steht nichts mehr im Weg. Die italienische Großbank UniCredit hat bereits mehr als die für wichtige Bankbeschlüsse relevante Dreiviertel-Mehrheit an der Bank Austria-Mutter HypoVereinsbank (HVB).


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Die offizielle Umtauschphase ist in der Nacht zum Dienstag abgelaufen. Laut einer Pflichtveröffentlichung in der neuen "Börsen-Zeitung" von Dienstag hatten die Italiener wenige Stunden vorher 80,99 Prozent des Grundkapitals sowie der Stimmrechte an der HVB. Die endgültige Quote wird voraussichtlich am Freitag bekannt gegeben. Außerdem wurde bekannt, dass die Italiener die BA-CA umbauen wollen. So soll die Tochter als Holdiggesellschaft für alle Ostbanken - jene der UniCredit und der BA-CA - fungieren, allerdings unter der Kontrolle der Italiener. Dafür müsste aber zuvor das Österreichgeschäft vom lukrativen Ost-Geschäft der BA-CA getrennt werden.

Betriebsrat und AVZ lehnen die Spaltung ab

Während der BA-CA-Vorstand den Spaltungsplan begrüßt, lehnen Betriebsrat und AVZ-Stiftung diesen strikt ab.

Betriebsrats-Chefin Hedwig Fuhrmann erklärt gegenüber der "Wiener Zeitung": "Es gibt Verträge, die auch nach der Übernahme einzuhalten sind. Diese sehen vor, dass die BA-CA auf Dauer eine eigenständige Universalbank bleibt. Durch eine Abpaltung wäre das nicht mehr gewährleistet."

Fuhrmann zeigt sich enttäuscht, dass UniCredit-Chef Alessandro Profumo an dieser Variante festhält. "Das ist sicher kein guter geglückter Start für eine Bankengruppe, wenn der Großteil der Mannschaft sich von der UniCredit überrollt fühlt."

Ein Trumpf in der Hand sind für die Betriebsrätin die 10.000 BA-CA-Namensaktien, die von AVZ-Stiftung und Betriebsratsfonds gehalten werden. Fuhrmann stellt klar, dass ohne die Einwilligung der beiden Aktionäre eine Spaltung unmöglich ist. Im schlimmsten Fall sei ein Rechtsstreit nicht auszuschließen.

Sie zeigt sich indes verhandlungsbereit, was das Investmentgeschäft der BA-CA über die Tochter Capital Invest betrifft. Denn auch hier will die UniCredit Strukturen bereinigen, hat sie doch um viel Geld das US-Investmenthaus Pioneer gekauft. Profumo will die HVB-Tochter Activest, Capital Invest unter die Fittiche von Pioneer stellen. Dass der Zusammenlegung auch Jobs zum Opfer fallen, ist anzunehmen. Der Betriebsrat will aber weiteren Personalabbau in Österreich nicht mehr hinnehmen.

Nette Briefe an die neuen Mitarbeiter

Obwohl noch eine gesetzliche Nachfrist von zwei Wochen läuft, verliert UniCredit-Chef Alessandro Profumo keine Zeit: Willkommensbriefe mit Landkarten sind an alle Mitarbeiter längst unterwegs. Profumo beginnt diese Woche bereits die interne "Road show" durch seine neuen Banken.

In den nächsten Tagen werden alle Mitarbeiter des neuen Konzerns, vor allem aber die neu dazu kommenden von HVB und BA-CA, Briefe von Profumo erhalten. Darin heißt er die Mitarbeiter der zugekauften Banken "zu Hause im Herzen Europas" willkommenund spricht von der Bildung der "ersten echten europäischen Bank". Die Belegschaft aller Länder will er auf die Ziele der neuen Gruppierung einschwören.

Kritisch sehen auch die Arbeitnehmervertreter in der HVB die Drei-Viertel-Mehrheit von UniCredit, wie das "Handelsblatt" am Dienstag berichtete.

Denn jetzt können die Mailänder wichtige Beschlüsse wie etwa Satzungsänderungen bei Hauptversammlungen in ihrem Sinne durchsetzen. In den deutschen Gewerkschaften wächst daher die Furcht, dass die Bedingungen des Übernahmevertrages verändert werden: "Wir sind jetzt in der Hand der Italiener", sagte ein HVB-Betriebsrat. Die Gewerkschaft Verdi, die bisher für die Übernahme eintrat, hält eine Quote von mehr als 75 Prozent für problematisch.

Mit der HVB-Übernahme geht auch der 77,5-Prozent-Anteil an der Bank Austria Creditanstalt mittelbar in UniCredit-Besitz über. Für den Streubesitz der 33 Millionen Aktion der Wiener Bank läuft ein Übernahmeangebot der Italiener bis 31. Oktober. Bisher hat ein Fünftel getauscht. Auch die Wiener AVZ Stiftung hat beschlossen, ihre 4 Prozent HVB-Aktien in UniCredit-Aktien zu tauschen.