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"Das ist sozial ungerecht"

Von Hermann Sileitsch

Wirtschaft

Parlamentarierin Avgerinopoulou: Währungsfonds erstickt Wirtschaft. | "Wiener Zeitung": Ihre Partei lehnt die Sparzwänge des Währungsfonds zum Teil ab. Was ist die Alternative?


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Dionysia-Theodora Avgerinopoulou: Wir sind mit dem Maßnahmen-Mix der Regierung nicht einverstanden. Sie will Pensionisten und Menschen belasten, die ohnehin schon weniger als 1000 Euro im Monat verdienen. Das ist sozial ungerecht.

Das Zweite sind die Steuern. Diese treffen nicht nur die Industrie, sondern immer mehr junge und kleine Unternehmen. Steuern bringen zwar sofort Geld, beleben aber nicht den Markt, sondern verschärfen nur noch die Depression.

Sie sind also nicht gegen den IWF und das Sparen an sich?

Wir waren von Beginn an der Ansicht, die EU sollte eigene Strukturen haben, um Ländern zu helfen. Wir haben schließlich Teile unserer nationalen Kompetenz an Brüssel abgetreten, etwa in der Landwirtschaft oder in der Schifffahrtsindustrie.

Dort hat Griechenland seine Subventionen wegen der EU-Wettbewerbsregeln aufgegeben. Das heißt, wir haben für den gemeinsamen Markt auf etwas verzichtet - und erwarten uns im Gegenzug etwas dafür.

Ist Griechenland selbst denn bereit, sich zu ändern?

Dazu gibt es gar keine Alternative, wir müssen unsere Wirtschaft neu aufstellen. Aber wir sollten das aus eigenem Antrieb tun - und nicht nur auf Vorgaben des Währungsfonds reagieren. Dieser lässt keine neuen Ideen zu, sondern erstickt die Wirtschaft.

Seit Wochen wird vor Athens Parlament demonstriert. Haben Sie dafür Verständnis?

Der Protest ist berechtigt, soweit er sich gegen einzelne korrupte Politiker richtet. Die Sparmaßnahmen treffen außerdem massiv die Einkommen und Pensionen der Menschen.

Was sagen Sie zu Vorwürfen, die Griechen seien faul?

Viele aus meiner Generation sind bestens ausgebildet. Vertrauen Sie mir: Wir arbeiten viel, sogar zu viel. Aber wir brauchen mehr Innovation und müssen bürokratische Hürden abbauen, um Resultate zu erzielen.

Dionysia-Theodora Avgerinopoulou (35) ist Abgeordnete der konservativen Opposition (Nea Dimokratia). Die in den USA ausgebildete Juristin war beim World Economic Forum in Wien, sie ist eine der "Young Global Leaders". 'Ich lebe mit dem Pass in der Tasche'

+++ 'Griechen sind nicht faul'

+++ Griechenland braucht noch mehr Geld