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Das Jahr der frappanten Küren

Von Christoph Irrgeher

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Nicht mehr lange, dann werden die Journalistenköpfe wieder rauchen: Spätestens beim Jahresrückblick wollen die vergangenen zwölf Monate eingeordnet sein. Dann muss es heißen: "2016 war das Jahr von . . ." - ja, wovon nur?

Um hier gleich loszuschießen: Aus kultureller Warte war es das Jahr der gewöhnungsbedürftigen Entscheidungen. Gut: Dass der britische Booker-Preis eben erstmals an einen US-Autor ging (Paul Beatty), lässt in Österreich kaum einen nach Luft japsen. Größer war da schon das Gejubel (und Gezeter) über die Kür von Bob Dylan, Nicht-Dylanologen vor allem für seine Nuschelgesänge bekannt, zum Literaturnobelpreisträger. Nicht zuletzt aber brachten inländische Personalia das Blut in Wallung. Wie die Berufung des Ober-Österreichers Andreas Gabalier auf die Bühne von "MTV Unplugged" (die, entgegen der Twitter-Empörung, schon bisher nicht der hohen Kunst vorbehalten war). Oder die Kür von Gerald Pichowetz, Leiter einer Wiener Kleinbühne, zum Chef des Operetten-Tankers Mörbisch.

Gäbe es noch so eine Überraschung: Sie würde den roten Faden für Rückblickschreiber erfreulich verlängern. Darum an dieser Stelle noch drei Bestellungstipps. Erstens: Matthias Hartmann erhält den neuen Posten eines Österreichischen Kultur-Compliance-Kommissärs: Er kennt, wir wissen es aus einem "Zeit"-Artikel, die moralischen Abgründe dieses Landes. Zweitens: Tom Cruise wird Staatsoperndirektor. Er kennt die Welt, er kennt das Haus ("Mission Impossible 5"), und braucht ein Musik-Intendant denn Ohren? Und: Norbert Hofer wird Bundespräsident, übergibt die Amtsgeschäfte aber prompt an Gott.