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"Ihr schickt meine Lieder / Auf die Straße / In zu engen Hosen / In billigen Posen / Sie sollen ihre Runden drehen / Mit den Kunden gehen / Und wir sollen verstehen / Das ist das kälteste Gewerbe." Das ist eine Passage aus dem Lied "Zuhälter" von "Wir sind Helden". Das "Ihr" in dieser Anklage richtet sich an die primären Geschäftspartner der Band: die Musikindustrie. Wie es scheint, haben die Musiker um Sängerin Judith Holofernes nicht immer nur gute Erfahrungen mit verkaufsfördernden Vorgaben aus dieser Richtung gemacht. Das ist aber noch kein Grund, alles hinzuschmeißen: Wurde doch dieser Band wie kaum einer anderen "erlaubt", nicht mit gesellschaftskritischen Inhalten zu geizen. Und sie hatten damit mindestens so viele Charterfolge wie ach so zeitgeistige, aus der Konserve generierte Castingshow-Maturanten.
Nun haben "Wir sind Helden" bekanntgegeben, dass sie sich trennen. Auf ihrer Facebookseite hat Judith Holofernes angedeutet, dass der Abgang eigentlich vor einem halben Jahr stattgefunden hat, aber weil die Fans das nicht wahrhaben wollten, hat man nun auch ein offizielles Bulletin veröffentlicht. An einem Tag, an dem sich der Chef von Sony Österreich, Philipp Ginthör, im APA-Interview freut, dass ein Bürscherl wie Tim Bendzko sein erfolgreiches Aushängeschild in Sachen deutschsprachiger Pop ist, schmerzt die Trennung besonders. Tim Bendzko, ein Mann, dessen Reflexion sich auf den Hohn über die Smartphonegesellschaft beschränkt. "Wir sind Helden" haben sich zumindest noch mit der mächtigen "Bild"-Zeitung angelegt! Schade drum.