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Das Kernproblem bleibt unberührt

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Die Arbeitsbedingungen in Katar, durch die angeblich dutzende Gastarbeiter gestorben sind? Ach, nicht so schlimm. Temperaturen von 50 Grad Celsius? Dann krempeln wir eben die Spielpläne um. Eigentlich ist es schon unerhört genug, mit welch unfassbarer Naivität der weltumfassende Konzern Fifa - denn etwas anderes, nämlich ein Verein, ist sie ja nur wegen rechtlicher Begünstigungen, deren tatsächliche Rechtmäßigkeit allerdings in Zukunft aufklärungsbedürftig sein wird - mit den Problemen rund um die Fußball-WM 2022 in Katar umzugehen gedenkt. Noch erschreckender wird das Ganze allerdings, wenn man betrachtet, wie wenig Aufmerksamkeit sie dem Kern des Problems bisher gewidmet hat. Hätten alle Mitglieder nach bestem Wissen und sportlichen Gewissen entschieden, wäre es niemals zu der Wahl gekommen. Die Frage, welch finanzkräftiger Teufel sie bei der Vergabe geritten hat, wurde aber höchstens am Rande gestreift. Klar, es gab Sanktionen gegen unliebsame Gegner Joseph Blatters. Und ja, es gab auch große Ankündigungen über Reformen zwecks Korruptionsbekämpfung und Transparenz. Das Ergebnis? Gleich null. Der Schweizer Anti-Korruptionsbeauftragte Mark Pieth zog sich vor wenigen Tagen aus der Fifa zurück, Chefermittler Michael Garcia, der die Vorgänge rund um die WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 aufklären sollte, tappt nach Jahren immer noch im Dunklen. Nun darf er - weil er als US-Jurist an der Verhaftung eines russischen Waffenhändlers beteiligt war - nicht einmal nach Russland einreisen. Blöd gelaufen für Garcia. Aber auch für Blatter? Nicht unmöglich, dass er, der ja seinen Angaben nichts als Aufklärung im Sinn hätte, wenn man ihn nur ließe, sogar noch gestärkt aus der Krise herausginge.