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Das Kino darf sich nicht vergessen

Von Bernhard Baumgartner

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Das Kino läuft, wie kaum ein anderes Medium, Gefahr, seine eigene Geschichte zu vergessen. Celluloid ist alles andere als haltbar und mit jedem Film, der verschwindet, verblasst, vergessen oder entsorgt wird, stirbt ein kleines Stückchen Geschichte des Mediums. Das Problem ist alt, Lösungen sind jedoch nur im Ansatz vorhanden.

In der aktuellen Ausgabe der "Zeit" formuliert Hollywood-Regisseur Martin Scorsese einen Appell: "Wir müssen die Filmgeschichte auf Zelluloid bewahren, damit zukünftige Regisseure, Drehbuchautoren, Schauspieler davon leben können. So wie ein Schriftsteller die Romane vergangener Epochen liest und ein junger Maler ins Museum geht."

Es ist natürlich kein Zufall, dass Scorsese gerade jetzt auf das Problem aufmerksam macht - geht es doch in seinem elffach Oscar-nominierten Drama "Hugo Cabret" um den Stummfilm-Pionier Georges Méliès, von dessen mehr als 500 Filmen gerade die Hälfte heute noch bekannt sind.

Natürlich ist heute wie damals nicht alles, was an Filmen produziert wurde, künstlerisch wertvoll und/oder für die Ewigkeit bestimmt. Aber anders als bei anderen Kunstrichtungen haben die Produkte selbst ein Ablaufdatum. Wenn man sich nicht ständig darum kümmert, sind sie eines Tages einfach weg. Und das ist bedenklich. Denn schließlich ist auch die Frage nach Ästhetik, Wert und Bedeutung eine Funktion der Zeit. Was heute Trash ist kann in hundert Jahren als große Kunst gesehen werden (und umgekehrt). Es ist einfach schön, wenn sich jede Generation an Künstlern davon selbst ein Bild machen kann.