Eine Gruppe von modernen Menschen trotzte dem verheerenden Toba-Ausbruch vor 74.000 Jahren.
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Tempe/Wien. Vor rund 74.000 Jahren verdunkelte sich der Himmel, der Sommer fiel aus, es war kalt, die Pflanzen wurden dahingestreckt, die Tiere hatten kaum Nahrung. Die Folgen des Ausbruchs des Supervulkans Toba auf Indonesien waren eine enorme Herausforderung für Natur und Mensch. Einer Theorie zufolge wurde durch dieses Ereignis die Ausbreitung des Menschen stark eingeschränkt. Allen Widrigkeiten zum Trotz konnte sich eine Population von modernen Menschen in einem kleinen Gebiet in Südafrika dennoch gut behaupten, wie US-Forscher im Fachblatt "Nature" berichten. Die Entdeckung dieses "kleinen gallischen Dorfes" hat demnach Auswirkungen auf Klimamodelle und die Entwicklung des Menschen.
Heute hätte eine solche Eruption für die Menschen rund um den Erdball massive Folgen. Der Ascheregen würde zur Umweltkatastrophe, die in die Atmosphäre geschleuderten Aerosole könnten das Sonnlicht um bis zu 90 Prozent verdunkeln. Die damaligen Jäger und Sammler in Afrika hatten keine Ahnung über den Ursprung der Entwicklung. Abhängig davon, wo sie lebten, waren ihre Überlebenschancen gut oder schlecht. Küstenregionen zählten mit ihrem robusten Angebot an nahrhaften Meeresfrüchten zu den begünstigten Arealen. Die Eruption machte fast ausschließlich Pflanzen und Tieren des Landes zu schaffen.
Glasfragmente legen Spur
Der Vulkan hatte Gestein, Gase und auch mikroskopisch kleine Glasstückchen über den Erdball verteilt. Archäologen haben nun in der Pinnacle-Point-Höhle nahe Mossel Bay an der Südküste Südafrikas solche Fragmente entdeckt. Dortige Funde belegen, dass die Vorfahren des modernen Menschen bereits vor 150.000 Jahren auch Meeresfrüchte als Nahrung nutzten. Möglicherweise sei der Genuss von Meeresfrüchten eine Anpassung an Dürrephasen gewesen. Dem Menschen zur Zeit des Toba-Ausbruchs scheint dieses Nahrungsverhalten das Überleben gesichert zu haben.
Gerade die Glasfragmente sind es aber, die den Archäologen Hinweise auf damalige Entwicklungen geben, erläutert der Vulkanologe Eugene Smith von der University of Nevada in Las Vegas. Denn in den Scherben befänden sich chemische Signaturen - gleichermaßen Spuren zum "Killerausbruch". Dieser Fingerabdruck belege die kontinuierliche Gegenwart des Menschen zur Zeit des Ereignisses, so die Forscher in der Studie.
"Viele frühere Arbeiten haben sich mit der Hypothese befasst, dass Toba die menschliche Population massiv dezimierte", erklärt Curtis W. Marean, Projektleiter der Pinnacle-Point-Grabungen. "Sie sind fehlgeschlagen. Denn es war nicht möglich, einen Nachweis dafür zu finden." Die Sedimentfunde bei Mossel Bay hingegen würden darüber berichten, wie die Menschen an dem Ort lebten und wie sich ihre Aktivitäten mit der Zeit verändert haben. "Wir fanden keinen Beleg dafür, dass der Toba-Ausbruch das tägliche Leben der Menschen auch nur irgendwie beeinflusst hätte", so die Forscher.
Die Glasscherben fanden sie an zwei Stellen. In der Pinnacle-Point-
Höhle, wo die Menschen lebten, sowie an einem Ort in zehn Kilometer Entfernung. Dort dürfte eine Gruppe von Menschen Steinwerkzeuge hergestellt haben. Neueste archäologische Methoden wie die optisch-stimulierte Lumineszenz-Datierung erlauben es, aufgrund chemischer Signaturen im Glas auch Rückschlüsse auf die Gegebenheiten dieser Zeit zu ziehen.
Schon in den 1990er Jahren hatten Forscher argumentiert, dass die Toba-Eruption, der massivste Vulkanausbruch der vergangenen zwei Millionen Jahre, einen langen Winter mit zerstörenden Auswirkungen auf das Ökosystem verursacht hatte. Es sei zu einer Nahezu-Ausrottung unserer eigenen Menschheitslinie gekommen.
Die Studie zeige aber, dass sich die Menschen entlang der nahrungsreichen Küstenregion sehr wohl behaupten und gedeihen konnten. Nun können Forscher auch an anderen Orten mit dieser Methode nach möglichen weiteren Populationen Ausschau halten, die den Weg durch die verheerende Zeit geschafft haben.