Zum Hauptinhalt springen

Das klinget so höflich . . .

Von David Axmann

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Ach, der Zeitenwandel . . . Soll Musik höflich sein?" hieß eine von Ö1 übertragene Veranstaltung im RadioCafe, und macht den Zuhörer zunächst einmal stutzig: "Ist diese Frage denn zeitgemäß?" Höflich war man früher nur bei Hofe, später expandierte die Höflichkeit, drang ins aufgeklärte Bürgertum vor und kam schließlich sogar unter die Republikaner. Ach, der Zeitenwandel konnte dem Begriff "höflich" nichts anhaben.

Deshalb hatten die Ö1-Mitarbeiter Helmut Jasber und Hans Georg Nicklaus keine Bedenken, einen Streifzug durch die Musikgeschichte auf den Spuren der Höflichkeit zu unternehmen, von Händel über Mozart bis Cage, wobei sie sich ihre Unternehmung dadurch erleichterten, dass sie den Leitbegriff sehr weit fassten: höflich verstanden sie nicht nur als manierlich und umgangsformgemäß, sondern auch in der moralischen Bedeutung als anständig oder im ästhetischen Sinn als verständlich. Beethoven zum Beispiel nannten sie "den rüdesten Komponisten" und seine späten Streichquartette unhöfliche Musikstücke.

PS: Schon am Nachmittag, in der Sendung von "Tag zu Tag", hatte eine Expertin behauptet, Zufriedenheit sei ein Dauerzustand, Glück nur ein kurzlebiges Gefühl. Ist es unhöflich, der Dame zu widersprechen, indem ich bekenne, dass mich Mozarts "Figaro" seit mehr als 30 Jahren stets aufs Neue beglückt?