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Das Klonverbot bringt Bush in ein Dilemma

Von Janelle Carter

Politik

Washington - Es ging um Wissenschaft, um Moral und um die Definition von Leben. Hitzig debattierten die Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses über die Frage des Klonens von Menschen. Nach stundenlanger Debatte setzten sich die Gegner am Dienstagabend durch und beschlossen ein umfassendes Klonverbot, das auch für medizinische Zwecke gilt.


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Präsident George W. Bush begrüßte die Entscheidung zwar umgehend, doch diese erhöht nur den Druck auf ihn: Bush muss in Kürze entscheiden, ob die Forschung mit embryonalen Stammzellen mit Bundesmitteln gefördert werden soll und steht damit vor einer der umstrittensten innenpolitischen Fragen seiner Präsidentschaft. Befürworter und Gegner der Stammzellenforschung bringen die gleichen Argumente vor, die in der Debatte um das Klonen eine Rolle spielten.

Mit Hilfe von Stammzellen ließen sich Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Parkinson heilen, führen Wissenschaftler an. Kirchenvertreter und Abtreibungsgegner werfen den Forschern dagegen vor, menschliches Leben zu zerstören. Unversöhnlich wurde am Dienstag auch im Repräsentantenhaus gestritten. "Einige behaupten, das Klonen von Menschen sei der Schlüssel, der die Tür zum medizinischen Fortschritt des 21. Jahrhunderts öffnet", sagte der republikanische Abgeordnete James Sensenbrenner, der auch Vorsitzender des Justizausschusses des US-Repräsentantenhauses ist, "doch nichts liegt weiter von der Wahrheit entfernt".

Zuvor war bereits ein Antrag gescheitert, das Klonen von Embryonen zu medizinischen Zwecken zuzulassen, um Fortschritte bei der Heilung von Krankheiten zu erreichen. "Warum sollten wir die Welt und künftige Generationen dazu verdammen, dieses Wunder nicht zu erleben?", fragte der Republikaner Jim Greenwood, der den Antrag gemeinsam mit dem Demokraten Peter Deutsch gestellt hatte. Doch für die Klongegner war dies eine Grundsatzfrage: "Hier geht es darum, moralisches Vorbild für die Welt zu sein, die uns aufmerksam beobachtet", machte Sensenbrenner deutlich.

Mehrere kommerzielle Unternehmen sind in den USA bereits mit unterschiedlichen Methoden zur Gewinnung der Stammzellen beschäftigt, in denen Wissenschaftler ein enormes Potenzial für die Medizin und Profite in Milliardenhöhe sehen. Die einen kaufen von Kliniken überzählige Embryonen nach künstlichen Befruchtungen auf, die anderen arbeiten an einer Klon-Methode. Und die dritten erwerben von Spendern Ei- und Samenzellen, aus denen sie im Labor Embryonen züchten. Egal, welchen Weg die Unternehmen einschlagen, die weiteren Schritte sind gleich: Ist der Embryo vier bis fünf Tage alt, werden die begehrten Stammzellen entnommen, der Embryo stirbt dann ab.

Vergangene Woche forderten 202 Kongressabgeordnete Bush schriftlich auf, die Stammzellenforschung mit Bundesmitteln zu fördern. Bush habe die Leben von Millionen Menschen in der Hand, schrieben die Abgeordneten, unter ihnen 40 Republikaner. Der Präsident erklärte, er werde den Wert und den Respekt für das Leben gegenüber den Verheißungen der Wissenschaft und der Aussicht auf die Rettung von Leben abwägen.