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Das Kreuz mit dem Kreuz in Klassen

Von Petra Tempfer

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Vom Hundertsten ins Tausendste kamen die Diskussionspartner des "Club 2" am Mittwoch in ORF2. Denn eigentlich hätte ja der Frage "Wer braucht das Kreuz?" nachgegangen werden sollen - eine Debatte, die durch die Entscheidung des Europäischen Gerichtshof, die Kreuze aus den italienischen Klassenzimmern zu verbannen, entbrannt ist. An den auf- und abgehängten Kreuzen vorbei wurden jedoch Themen wie Werte-Relativierung, Gewalt im Fernsehen oder traumatisierend erlebter Religionsunterricht breit getreten. Wobei man am Grundproblem, wo die Trennlinie zwischen Kirche und Staat zu ziehen ist, vorbei schlitterte.


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Vor allem der bekennende Atheist Niko Alm verlieh der Runde einen beklemmenden Beigeschmack, indem er sich stets mit seinen zu persönlichen, negativen Glaubenserfahrungen einbrachte. Schwankende Luftschlösser errichtete hingegen der Mediziner und Theologe Johannes Huber - er meinte, dass der Katholizismus das zunehmende Schwinden der Werte stoppen könnte. Und die ehemalige Politikerin Heide Schmidt vom "Institut für eine Offene Gesellschaft" nutzte einfach die Gunst der Stunde und forderte erneut, den Religions- durch einen Ethikunterricht zu ersetzen. Erstaunt mag so mancher auf den Zugang der islamischen Religionslehrerin Monika Troschl zur katholischen Kirche reagiert haben: Sie sprach sich für die Kreuze aus, weil sie die Neugierde der Kinder wecken und den Meinungsaustausch ankurbeln. Von hängenden Halbmonden in den Klassenräumen hält selbst Troschl wenig. Diskussionsleiter Werner Schneyder verstand, zum richtigen Zeitpunkt verbissene Wortmeldungen mit Humor zu würzen.