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Stromhandel und Immobilien brachten 264 Mio. Euro. | ÖBB schafften damit im Vorjahr Gewinnsprung. | Wien. Die ÖBB-Führung hat alle Anstrengungen unternommen, um eine positive Bilanz 2005 vorzuweisen. Noch kurz vor deren Erstellung hieß es nämlich aus den ÖBB, es werde ein Verlust ausgewiesen werden müssen.
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Bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch im Museum Moderner Kunst konnten die beiden Holding-Vorstände Martin Huber und Erich Söllinger jedoch freudig darauf verweisen, welches Kunstwerk sie zustande gebracht haben. Ein solches war auch seitens der Politik gefragt, musste doch der ÖBB-Konzern ein Jahr nach der Teilung positiv dastehen. Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka spricht deshalb von der Erfolgsbilanz der ÖBB-Reform. Die Opposition will dies aber nicht glauben.
Der Gewinn wird mit 13 Mio. Euro angegeben. Das ist gegenüber dem Jahr 2004 ein gewaltiger Sprung, denn da wurde ein Verlust von 3 Mio. Euro eingefahren. Zum Großteil haben hier die Erträge aus dem Stromhandel (193 Mio. Euro) und Immobilienverkäufen (71 Mio. Euro) mitgeholfen. In Summe konnte aus beiden Positionen 264 Mio. Euro erwirtschaftet werden.
550 Mio. Eigenleistung
Als großer Einnahmebrocken von 550 Mio. Euro werden unter anderem die Eigenleistungen dargestellt. Unter dieser Position werden vor allem die Leistungen der ÖBB-Töchter Infrastruktur Betrieb AG, Traktion und Technische Services gewinnbringend in der Konzernbilanz untergebracht. Die Bahn konnte um ein Prozent mehr Fahrgäste dazugewinnen und verzeichnete somit 437 Mio. Reisende. Der Güterverkehr legte beim Umsatz um zehn Prozent auf 1,94 Mrd. Euro zu, allerdings sank das Transportvolumen um vier Mio. auf 88 Mio. Tonnen, erklärte Huber.
Zu wenige Waggons
Stark zugenommen haben die Investitionen der Bahn, sie stiegen um 300 Mio. auf 2,2 Mrd. Euro. Bei Bauprojekten sei ein Rekord zu verzeichnen, so Huber. 50 neue Loks und 230 neue Züge sollen in den nächsten Jahren angeschafft werden. Doch damit kann das klaffende Loch beim rollenden Material noch lange nicht gefüllt werden, kritisiert Eisenbahner-Gewerkschafter Wilhelm Haberzettl. "Wir haben in Spitzenzeiten keine Waggons mehr und müssten sie aus dem Ausland borgen."
Der Sparstift waltete indes beim Personal. Die Zahl der Mitarbeiter sank um 5,5 Prozent von 48.727 auf 46.059. Diese Reduktion wurde auch durch Ausgliederungen erreicht.
Leicht gesunken ist aus diesem Grund auch der Personalaufwand und zwar um 12 Mio. auf 2,13 Mrd. Euro. Weiters wurden 107 Mio. Euro für sogenannte Restrukturierungen nach der Reform aufgewendet. Diese wurden aus dem Rückstellungstopf abgezweigt. Der überwiegende Teil davon entfällt auf das Personal, so wurden für das "Golden Handshake"-Programm 26 Mio. Euro ausgegeben. Ins Auge stechen auch die hohen betrieblichen Aufwendungen von 503 Mio. Euro. Darunter fallen laut Söllinger neben den Betriebskosten und Rückstellungen auch Honorare für Anwälte, Berater und Marketing.
Personalverwaltung
Dass die Verwaltung des Personals überproportional mehr als sonst in Unternehmen üblich verschlingt, wollten Huber und Söllinger nicht bestätigen. Dafür gebe es keine Daten. Doch aus dem Konzern heißt es, dass die Kosten der Dienstleistungsgesellschaft mit knapp 120 Mitarbeitern bei etwa 80 Mio. Euro liegen sollen. Aus der Bilanz geht jedenfalls hervor, dass die Holding samt Dienstleistungsgesellschaft und kleineren Töchtern Kosten von 142 Mio. Euro verursacht, die allerdings als Erlöse ausgewiesen werden.