Gleiches System - sehr unterschiedlich umgesetzt. | Wien. Die europäischen Schulsysteme nach dem Ende der Schulpflicht könnten unterschiedlicher nicht sein. Zwar gibt es zwischen den einzelnen Ländern ab und zu Ähnlichkeiten, was das Grundprinzip (also etwa: Kurssystem oder nicht) betrifft, generell kocht aber jedes Land seine eigene Bildungssuppe. Das zeigt ein Blick in die Datensammlung des Europäischen Bildungsnetzwerks Eurydice.
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Eine ähnliche Organisation des sekundären Bildungsbereichs wie in Österreich haben Tschechien oder die Slowakei. In Tschechien ist es aber möglich, Matura und Lehre gleichzeitig zu machen. Und in der Slowakei variiert die Länge der Schultypen zwischen zwei und fünf Jahren.
Noch größere Unterschiede lassen sich in Ländern mit Kurssystem feststellen:
Schweden: Kurssystem mit Kernfächern wie Schwedisch, Sozialkunde, Englisch und Wissenschaft. Zusätzlich gibt es 17 landesweit definierte Schwerpunkte wie Hotelmanagement oder Bauwesen, davon haben 14 berufsbildenden Charakter. 16- bis 20-Jährige werden gemeinsam unterrichtet, nicht bestandene Kurse können einmal wiederholt werden. 98 Prozent der Pflichtschulabgänger in Schweden besuchen eine weiterbildende Schule.
Finnland: Seit 1982 gibt es dort das Kurssystem. Alle Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren müssen 50 verpflichtende Kurse absolvieren (ein Kurs besteht aus 38 mal 45 Minuten). Wird ein Kurs nicht bestanden, so kann er wiederholt werden, jedoch muss die Oberstufe innerhalb von höchstens vier Jahren abgeschlossen werden. Die einzelnen Kurse umfassen neben Fächern wie Naturwissenschaften und der Muttersprache (Finnisch oder Schwedisch) auch Schülerberatung und berufsbildende Fächer. Nach Abschluss aller Kurse können die Schüler maturieren, die Prüfungen werden im Herbst und im Frühjahr angeboten. In Finnland besuchen 92 Prozent der Pflichtschulabgänger eine allgemeinbildende (54 Prozent) oder berufsbildende (38 Prozent) höhere Schule.
Großbritannien: Das akademische Jahr ist in drei Abschnitte gegliedert, in den meisten Oberstufen-Gymnasien für 16- bis 18-jährige besteht die Möglichkeit, sich auch während des Jahres (zu Beginn eines Trimesters) für einen Kurs einzuschreiben. Prinzipiell können sich die Schüler ihren Stundenplan frei zusammenstellen, wobei gesetzlich nur die Fächer Religion und Berufsorientierung vorgeschrieben sind.
Deutschland: Die Oberstufe beginnt meist mit der 11. Schulstufe. Dann setzt auch das Kurssystem ein, das den Lernstoff in Grundkurse (zwei bis drei Wochenstunden) und vertiefende Leistungskurse (fünf bis sechs) unterteilt. Drei Fächergruppen müssen durchgehend besucht werden: Das sprachlich-künstlerische Aufgabenfeld; das gesellschaftswissenschaftliche sowie das naturwissenschaftlich-technische. Die Noten der letzten beiden Jahre vor dem Abschluss ("Qualifikationsphase") werden bei der Maturanote berücksichtigt.