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Was weiß Roland Adrowitzer, wovon ich nichts weiß? Jedenfalls fällt mir auf, dass der "Zeit im Bild 2"-Moderator, wenn er das Allerneueste vom Tage präsentiert, in letzter Zeit ein merkwürdig hintergründiges Lächeln aufgesetzt hat. Egal, ob es sich um die letzten Ereignisse aus der Taliban-Hochburg Kandahar handelt, um das auf Osama Bin Laden ausgesetzte Kopfgeld, um eine Firmenpleite oder um die eben wieder neu zu bedenkende Chipkarten-Gebühr - immer konfrontiert Adrowitzer sein Publikum mit einem in ein mildes Licht der Nachsichtigkeit getauchten, ironischen Dauergrinsen. Worüber, frage ich mich, macht er sich innerlich so lustig? Über die News, über den Zustand der Welt, die solche News hervorbringt, oder über die Zuschauer, die derartige News Abend für Abend über sich ergehen lassen? Ich weiß es nicht, gebe aber zu, dass mich das irritiert - ansonsten würde ich mir darüber ja keine Gedanken machen und nicht darüber schreiben.
Wenn Adrowitzers unergründliches, an Leonardo da Vincis La Gioconda erinnerndes Lächeln nur an einem Abend zu beobachten gewesen wäre, ich hätte mir bestimmt nicht den Kopf darüber zerbrochen. Denn dafür hätte es eine Vielzahl von möglichen Erklärungen gegeben: Vielleicht hat ihm jemand knapp vor Sendebeginn einen Witz erzählt, einer seiner Kollegen hat ihm ein Blatt mit einer ungebührlichen Meldung unter die Nachrichten geschmuggelt, oder er war einfach gut aufgelegt. Da diese locker-belustigte Miene aber offenbar zum Habitus geworden ist, bekommt sie zwangsläufig eine Aura des Geheimnisvollen, der man gern auf die Spur kommen möchte. Vielleicht aber steht die Enthüllung ohnehin bald bevor: Im ORF stehen ja in nächster Zeit bedeutende Ereignisse an, die für Eingeweihte bereits mächtige, Zwerchfell erschütternde Schatten werfen könnten.