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Das Lachen im Ernst ersticken

Von Bernhard Baumgartner

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Er ist ein Urgestein der deutschen Comedy-Szene: Entertainer Thomas Hermanns (59) nahm von der breiten Öffentlichkeit fast unbeachtet Mitte Dezember seinen Abschied von der Bühne. Der langjährige Moderator des "Quatsch Comedy Club" hatte Mitte Dezember seine letzte Ausgabe im Berliner Theater am Potsdamer Platz. Sie wird am Donnerstag (20.15 Uhr) auf ProSieben ausgestrahlt.
Hermanns hat mit dem Format jahrzehntelang Comedy-Nachwuchs gefördert. Newcomer traten in dem Reigen an Stand-up-Szenen neben echten Schwergewichten auf. Viele später erfolgreiche Comedians hatten im Quatsch Comedy Club ihren ersten großen Auftritt.

Nun resümiert Herrmanns angesichts seines Abschieds auch die Veränderungen, die Comedy durchgemacht hat. "Comedy ist etwas, bei dem Menschen extreme Gefühle haben. Denn Lachen ist ja etwas sehr Persönliches. Comedy ohne Polarisierung geht eigentlich nicht", sagte Hermanns. Er spricht damit ein Thema an, das bleischwer auf der Szene lastet. Witze zu machen, ohne dass sich irgendwer angeblich beleidigt fühlt, ist im Zeichen des Wokeismus kaum mehr möglich. Die Schere im Kopf hat bei manchen eine Größe angenommen, bei der kaum mehr etwas durchkommt. Das Resultat: fades, aber korrektes, Mittelmaß.

Das ist schade. Denn wer nicht versteht, dass gesellschaftliche Akzeptanz auch bedeutet, über sich selbst lachen zu können, hat das Wesen der Comedy missverstanden.