Wirtschaftskammer hofft nach Prölls Abgang auf Bewegung im Bildungsbereich.
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Wien. Für die kommenden Tage hat das Bildungsministerium die Vorlage des Schulautonomiepakets samt neuer Schulverwaltungsstrukturen angekündigt. Die Wirtschaftskammer (WKO) hofft darauf, dass die neuen Bildungsdirektionen zur Schulverwaltung entgegen bisherigen Plänen der Regierung noch dem Einfluss der Länder entzogen werden.
Vor allem der Abgang von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll lässt den Leiter der bildungspolitischen Abteilung in der WKO Michael Landertshammer hoffen, dass künftig nicht mehr Partikularinteressen der Länder oder der Lehrergewerkschaft die Bildungsreformen bestimmen. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) attestierten Landertshammer gute Arbeit. So beurteile die Wirtschaftsammer das Schulautonomiepaket sehr positiv. Die gemeinsame Verwaltung von Bundes- und Landeslehrern in den Bildungsdirektionen, aber vor allem die gemeinsame Verrechnung aller Lehrer über das Bundesrechenzentrum seien sehr zu begrüßen. Damit habe es ein Ende damit, dass der Bund nicht wisse, welche und wie viele Lehrer tatsächlich an den Schulen unterrichten würden.
Bei allem Lob hofft die Kammer aber noch auf Änderungen vor dem Beschluss des Autonomiepakets. Dass die Bildungsdirektionen einen Direktor (vom Bund auf Vorschlag des Landes bestellt) und einen Präsidenten (vom Land eingesetzt oder der Landeshauptmann selbst) haben sollen, mache diese zu einer Hybridbehörde. Hier wäre der WKO eine unabhängige Bestellung - außerhalb des Einflussbereichs der Länder - wichtig. Auch das Qualitätsmanagement würde die WKO lieber in einer eigenen Behörde sehen, die nicht dem Ministerium unterstellt ist. "Das sollte noch geändert werden", wünscht sich Landertshammer.
Druck macht die Wirtschaftskammer auch bei der gemeinsamen Schule. Dafür sind ja laut Bildungsreform Modellregionen vorgesehen, allerdings mit einer Beschränkung der teilnehmenden Schulen auf 15 Prozent - was die ÖVP-Verhandler durchgesetzt haben. Allerdings haben die Länder Wien und Vorarlberg ambitioniertere Pläne, sie wollen die gemeinsame Schule bis zum 15. Lebensjahr flächendeckend umsetzen. Dafür gibt es auch Landtagsbeschlüsse. Landertshammer fordert daher, nun mit der Umsetzung zu beginnen und verweist auf die Forderung nach einer gemeinsamen Schule der Sozialpartner aus dem Jahr 2007. Man solle daher jetzt einmal zumindest Vorarlberg grünes Licht zur Umsetzung geben.
Für die Wirtschaftskammer sind frühe Bildungswegentscheidungen vor allem auch deshalb problematisch, weil sie glaubt, dass ihr dadurch Fachkräfte verloren gehen. Wichtig bei einer gemeinsamen Schule sei, dass es eine Individualisierung der Lehre gebe, dass die Bildungspflicht auch auf elf Jahre ausgedehnt werden kann und dass Mindestqualifikationen erreicht werden müssen.
Für den Hochschulbereich wünscht sich die Wirtschaftskammer die Ermöglichung von privaten Fachhochschulen und die Einführung eines Bachelors nach Bologna-System für Weiterbildungslehrgänge an Hochschulen. Dieser sollte den derzeitigen Weiterbildungsmaster ersetzen. Überhaupt, so Landersthammer, solle die Weiterbildung in das Bolognasystem integriert werden.