Der Meeresbiologe und Tauchpionier Hans Hass ist im 95. Lebensjahr gestorben.
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Wien. "Ich war und bin stets auf der Suche nach dem Neuen, nach den Dingen, die andere nicht machen." Hans Hass (am 23. Jänner 1919 als Hans Haß in Wien geboren), der sich mit diesem Satz treffend selbst charakterisierte, ist am 16. Juni im Alter von 94 Jahren gestorben und am 22. Juni in Wien-Hietzing begraben worden. Der österreichische Meeresbiologe und Pionier auf dem Gebiet des Tiefseetauchens geht als einer der letzten großen Naturforscher des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Das Leben im Meer zu ergründen, das war seine große Leidenschaft.
Spürbar wurde dieses Interesse schon 1937, als Hass das Wiener Theresianum absolviert hatte, auf der Maturareise an die französische Riviera. Ein Jahr später begann er bei Dubrovnik an der Adria mit der Unterwasserfotografie. 1939 drehte er auf einer Karibik-Reise seinen ersten Film, im gleichen Jahr veröffentlichte er sein Buch "Jagd unter Wasser mit Harpune und Kamera". Ab 1940 fotografierte er erstmals unter Wasser auch in Farbe. Hass leistete Pionierarbeit bei der Entwicklung neuer Kameras - auf ihn geht die spätere "Rolleimarin" zurück, lange Zeit das Standardgerät für ambitionierte Unterwasser-Fotografen. Mit einem neuen Schwimmtauchgerät, das er erstmals 1942 in der Ägäis einsetzte, legte er die Basis für modernes Forschungstauchen und den Tauchtourismus.
Als Sohn eines Rechtsanwaltes sollte Hans Hass die väterliche Kanzlei übernehmen, doch nach zwei Semestern Jus wechselte er zur Zoologie. 1944 erwarb er in Berlin das Doktorat. Dass er nicht zur Wehrmacht musste, verdankte er einer Gefäßkrankheit der Füße (Raynaud-Syndrom), bei Fußmärschen kam es zu einer gefährlichen Verringerung der Durchblutung in den Füßen.
Am Schwimmen und Tauchen hinderte ihn dies aber nicht. Eines seiner Ziele war, die Angst vor Haien zu nehmen. Nach dem Krieg machte ihn eine Reihe großer Expeditionen mit seinem Forschungsschiff "Xarifa", die ihn auch nach Polynesien, Australien, zu den Galapagos-Inseln und in den Indischen Ozean führten, zur Legende und weltweit bekannt. An seine Seite trat in dieser Zeit als wesentliche Stütze Lotte Baierl, anfangs als seine Assistentin und attraktive Taucherin in seinen Filmen, ab 1950 als seine Ehefrau. 1951 erhielt Hass für seinen Film "Abenteuer im Roten Meer" den ersten Preis der Biennale Venedig, nur eine von zahllosen Ehrungen für sein Schaffen. 1959 bei den Malediven entdeckte Röhrenaale sind nach ihm benannt ("Heteroconger hassi").
"Forscher mit Leib und Seele"
Ab 1960 widmete sich Hass der Humanethologie - mit Filmexpeditionen zu Naturvölkern - und der Evolutionsbiologie. Außerdem trat er für den Umweltschutz ein. Hans Hass hat 73 Filme produziert, zahlreiche Vorträge gehalten und 32 Bücher geschrieben. Über den "Forscher mit Leib und Seele" (so Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle) wurde 1994 eine Biographie mit dem vielsagenden Titel "Ein Leben lang auf Expedition" geschrieben.