Das Leben ist hart genug. Folgerichtig braucht also jeder Mensch seine persönliche Wohlfühl oase, sein Wellnessprogramm für den Geist, ein Durchlüften - um wieder einen klaren Blick zu bekommen. Nein, wir empfehlen Ihnen hier jetzt keine Bergtour oder ein Themenwochenende - obwohl beides sicher beim durchschnittlichen Fernsehprogramm um diese Zeit des Jahres eine lohnende Alternative wäre. Vielmehr soll dieser Text eine kleine Hommage an ORF2 werden, der Sender, von dem viele jungen Zuseher gar nicht mehr wissen, dass es ihn überhaupt gibt.
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Denn hier wird, wie zuletzt am Feiertag, dem Unbill der Realität solide die Mauer gemacht. Soaps wie "Sturm der Liebe" (demnächst läuft Folge 1270), "Lena - Liebe meines Lebens" stimmen am Nachmittag auf das Wellnessprogramm ein. Dann kommt das Sprudelbad in Form des "Bregenzer Advents" und "Aufgetischt". Die Seitenblicke geben dann mit lichtvollen Ausführungen der C- und D-Prominenz die Gewissheit, dass es besser war, zu Hause zu bleiben, als auf irgendein Event zu gehen. Die Seelenmassage lieferte dann verlässlich Sepp Forcher gleich im Doppelpack mit "Klingendes Österreich" und "Wahre Geschichten". Das Einzige, was hier noch die Fassade des Potemkinschen Dorfes namens Leben stört, ist die "Zeit im Bild".
In der Nacht wird dann das Ganze nochmals schön brav in genau derselben Reihenfolge wiederholt. Etwa falls man noch nicht genug hatte, unter Schlafstörungen leidet oder untertags keine Zeit für das Be-Happy-Programm hatte, weil man auch an einem Feiertag so schnöden Dingen wie Werktätigkeit nachgehen musste. ORF2 denkt eben doch an alles.