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Das Leben ist kein Hochglanz-Sexshop

Von Christina Böck

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Solche Sorgen muss man auch einmal haben. Autorin Sybille Berg ließ dieser Tage über Twitter Drastisches ausrichten: "Wenn mal ein Buch von mir Mösencreme bewerben hülfe, erschießt mich!" Das ist, mal abgesehen vom hübsch veralteten Konjunktiv, nicht ausnehmend charmant formuliert. Wer will sich schon für die eventuell notwendige Notschlachtung einer bekannten Schriftstellerin verantwortlich fühlen? Berg bezog sich mit ihrer unvorsichtigen Wortmeldung auf einen konkreten Anlass. Eine Feuchtigkeitscreme für die südlicheren Regionen des weiblichen Körpers hat sich zu einer gewagten Werbeanzeige verleiten lassen. Auf dieser liegt die inkriminierte Tube seelenruhig neben der Erotikschmonzette "Shades of Grey" - unter dem verbindenden Titel: "Das Geheimnis zweier Frauen-Bestseller: Wer das Tabu bricht, gewinnt."

Nun mag sich auch E.L. James, die Autorin des Sado-Maso-Weichzeichner-Pornos, vielleicht etwas sexyeres wünschen, das man mit ihrem Produkt in Verbindung bringt. Als ausgerechnet etwas, was man in der Apotheke kauft. Nachdem man verschämt gemurmelt hat, was man braucht.

Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Das Leben ist, das ist für viele "Shades of Grey"-Leser eine große Überraschung, auch kein Hochglanz-Sexshop. Und man kann sich halt nicht aussuchen, womit die eigenen Werke assoziiert werden. Und, wie so oft, könnte es auch schlimmer kommen. Mit Blasentee, Blattlausgift oder Bastardmakrele. Wäre es aber nicht deutlich verdammenswerter, mit etwas unendlich Langweiligem verbunden zu werden? Wie: Asphalt?