Zum Hauptinhalt springen

"Das Leben ist lebensgefährlich"

Von Mathias Ziegler

Wissen

Nach dem jüngsten Fall von BSE in Österreich will Univ.-Prof. Herbert Budka von der Medizin-Universität Wien keine Panik aufkommen lassen: "Null Risiko gibt es nie. Aber bei den heutigen Standards in der Fleischproduktion braucht kein Konsument eine Ansteckung zu fürchten", ist der Experte überzeugt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

BSE sei im Jahr 1986 erstmals in Großbritannien aufgetreten, nachdem dort Rinder mit Tiermehl aus nicht sorgsam sterilisierten Schafskadavern gefüttert worden waren, erklärt Budka. "Die Krankheitserreger, nämlich die Prionen, gibt es aber schon länger. Bloß konnten sie durch die geänderten Herstellungsbedingungen damals besser im Tiermehl überleben." Dass die normalen zellulären Eiweißstoffe überhaupt zu krankmachenden Prionen werden, liegt laut Budka "an einer bestimmten räumlichen Faltung dieser Proteine, die sie infektiös macht". Trotz weltweiter Forschung bleiben die Prionen aber noch ein Mysterium.

Auch zur Creutzfeld-Jakob-Krankheit fehlt es den Forschern teilweise noch an grundlegendem Wissen. "Wir kannten die gewöhnliche Form von Creutzfeld-Jakob schon, bevor die ersten BSE-Fälle aufgetreten sind", sagt Budka. Debi handle es sich um eine neurologische Erkrankung, die ebenfalls durch eine Protein-Umfaltung entsteht, erläutert der Mediziner.

Inwieweit die in den vergangenen 20 Jahren aufgetretenen Fälle von Creutzfeld-Jakob tatsächlich auf den Kontakt mit BSE-Erregern zurückzuführen sind, ist laut Budka "noch nicht hundertprozentig bewiesen". Schwierig ist die Beurteilung dieser Fälle nicht zuletzt aufgrund der besonders langen Inkubationszeit von bis zu 60 Monaten.

Dass BSE auf die Tiermehl-Verfütterung zurückzuführen ist, steht für Budka indes außer Frage: "Die einzige Möglichkeit, eine Infektion zu verhindern, ist ein Tiermehlfutterverbot, wie es in Österreich besteht". Dank der Qualität des heimischen Rindfleisches und der vorgeschriebenen Verfahren brauche man als Konsument keine Angst zu haben. "Absolut null Risiko gibt es natürlich trotz bester Sicherheitsvorkehrungen nie. Aber schließlich ist das Leben selbst lebensgefährlich."