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Das Leck am rechten Rand

Von Katharina Schmidt

Politik

FPÖ-Mandatar und Polizei-Mitarbeiter sollen bei "Thor Steinar" bestellt haben.


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Wien. "Customer (2009)" steht da in blauer Schrift. Wenn die Internet-Seite nicht gerade überlastet ist, dann führt der Link zu einer langen Liste mit mehr als 45.000 Einträgen. Es ist die Kundenliste von "Thor Steinar", einer bei Neonazis beliebten Bekleidungsmarke. Und es finden sich auch jede Menge österreichischer E-Mail-Adressen auf der Liste.

Publiziert wurde das Konvolut auf der Internet-Seite nazileaks.net, auf der die Hacker-Gruppe Anonymous im Rahmen ihrer seit mehreren Monaten laufenden "Operation Blitzkrieg" den Kampf gegen Neonazi-Seiten ausgerufen hat. Neben der Kunden-Liste von "Thor Steinar" findet sich dort auch jene des neonazistischen "Odin"-Versands.

Und immer wieder stolpert man über österreichische Namen und Adressen. Zum Beispiel ist ein Kevin M. aus Favoriten unter "skinhead88" (das Kürzel 88 steht für "Heil Hitler") beim "Odin"-Versand bekannt. Insgesamt haben laut dem Grünen Karl Öllinger rund 50 Österreicher beim "Odin"-Versand bestellt.

Bei "Thor Steinar" fänden sich mehr als 300 heimische E-Mail-Adressen, darunter jene des FPÖ-Abgeordneten Mathias Venier. Der 27-jährige Tiroler FPÖ-Funktionär ist erst im Oktober in den Nationalrat eingezogen - er hat das Mandat von Werner Königshofer übernommen, der zuvor unter anderem wegen des Vergleichs der Massaker von Norwegen im Juli mit der Fristenlösung aus der Partei geflogen war. Der Tiroler FPÖ-Chef Gerald Hauser meint dazu, er höre das erste Mal davon, dass Veniers Name auf dieser Liste auftaucht. Er selbst und auch der Jungmandatar hätten sich immer "klar von dieser Form des Radikalismus abgegrenzt", sagt Hauser.

Innenministeriumprüft disziplinarrechtlich

Laut Öllinger finden sich auf der "Thor-Steinar"-Kundenliste auch die E-Mail-Adressen einer Referentin des FPÖ-Parlamentsklubs, eines Eisenstädter Gemeinderats und jene von Wiener Bezirksräten. Zudem könnten auch vier Mitglieder der Polizei dort bestellt haben - immerhin stehen vier unterschiedliche E-Mail-Adressen, die auf "polizei.gv.at" enden, auf der Liste. Aus dem Innenministerium heißt es dazu, der Sachverhalt sei bekannt, "es werden dienst- und disziplinarrechtliche Maßnahmen geprüft".

Nun könnte man argumentieren, dass "Thor Steinar" - anders als zum Beispiel "Aufruhr" oder "Odin" - immerhin kein deklarierter Neonazi-Versand ist, wie Experte Heribert Schiedel erklärt. Zwar arbeite die Marke viel mit einschlägigen Symbolen, sie werde aber auch von Hooligans getragen. Öllinger weist darauf hin, dass im deutschen Bundestag das Tragen von "Thor-Steinar"-Kleidung verboten ist. Und im brandenburgischen Verfassungsschutzbericht aus 2007 heißt es: "Das Tragen von ,Thor Steinar dient als identitätsstiftendes Erkennungszeichen unter Rechtsextremisten."

Schiedel rechnet jedenfalls damit, dass durch nazi-leaks.net noch einige weitere Verbindungen von Österreichern zu ganz Rechts aufgedeckt werden.