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Das letzte Gefecht

Von Marina Delcheva

Politik

Raue Töne, Anschuldigungen und Lügenvorwürfe im letzten TV-Duell.


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Wien. Wahlkampf bis zum bitteren Ende. So in etwa könnte man das achte und letzte Duell der beiden Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer am Donnerstagabend im ORF zusammenfassen. Und beide Kandidaten gaben sich, mal mehr mal weniger, kämpferisch. "Es wurden alle Fragen schon gestellt", resümierte Van der Bellen gleich zu Beginn der Diskussionsrunde die vergangenen acht Monate Wahlkampf.

Ungewohnt angriffig gab sich Norbert Hofer. Er warf seinem Kontrahenten vor, ein Kommunist zu sein, Spionage betrieben zu haben, ein Freimaurer zu sein, ein Liberaler. Konfrontationen seitens Van der Bellen konterte er besonders häufig mit "Lüge" oder "Unwahrheit". Bisher schlug Hofer betont ruhige Töne im Wahlkampf ein und überließ die Kampfrethorik seinem Spindoktor Herbert Kickl und dem FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Der Beginn dieses Aufeinandertreffens wurde von Anschuldigungen und Tafeln mit Aussagen aus der Vergangenheit dominiert.

Auch Van der Bellen gab sich betont kämpferisch und warf Hofer immer wieder vor, Österreich aus der EU zu führen, und stellte Hofer ins Anti-EU-Eck. Tatsächlich forderte die FPÖ im Jänner dieses Jahres eine Volksabstimmung über den Verbleib Österreichs in der EU. Zudem konfrontierte Van der Bellen seinen Gegner mit dessen Kontakte zu europäischen Rechten wie der Front-National-Chefin Marine LePen. Hofer konterte wiederum, dass Van der Bellen die Interessen der EU vor jenen Österreichs stellt.

Unterschiedliches Amtsverständnis

Etwas sachlicher wurde es erst in der zweiten Hälfte des Duells. Sowohl Hofer als auch Van der Bellen sprachen sich für ein Ende der Russland-Sanktionen aus. Während Van der Bellen allerdings die Rolle Russlands in der Ost-Urkaine und Krim-Krise kritisierte, äußerte Hofer in Richtung Russland keine Kritik. Anders beim Thema Türkei.

Zwar blieb er betont vorsichtig beim Thema Sanktionen gegen die Türkei. Er äußerte allerdings scharfe Kritik am Vorgehen von Präsident Recep Erdogan. "Ich würde Erdogan nicht besuchen", sagte er. Um etwas mehr Diplomatie, wohl auch wegen des noch laufenden Flüchtlingsdeals, war Van der Bellen bemüht. "Wir sollten nicht alle Türen zuschlagen, wenn wir vielleicht noch etwas bewirken können."

Während der von den Grünen unterstützte Kandidat die Rolle des Bundespräsidenten als "Gesicht Österreichs im Ausland" bezeichnete, meinte der freiheitliche Kandidat Hofer, Außenpolitik sei "ein Teil der Aufgaben" eines Präsidenten. Zudem äußerte letzerer Zuversicht, was die Präsidentschft Donald Trumps angeht. Während von einem Präsidenten Van der Bellen wohl eher eine der EU und Deutschland zugewandte Außenpolitik zu erwarten ist, hob Hofer im Duell seine "jetzt schon" guten Beziehungen zu Russland, Polen und Ungarns Viktor Orban hervor.