Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Jetzt also auch Disney. Verschiebt wegen Corona mehrmals seinen heurigen Blockbuster "Mulan" und setzt ihn schließlich auf "Ohne Termin". Dann tut sich pandemiebedingt ein Riesen-Finanzloch auf: Der Micky-Maus-Konzern macht fast fünf Milliarden Dollar Verlust, weil die Kinos geschlossen waren und die Themenparks auch. Die einberufene Investorenkonferenz will Maßnahmen - man beschließt, "Mulan" nun doch nicht mehr ins Kino zu bringen, sondern ab 4. September direkt auf dem konzerneigenen Streamingdienst Disney+ zu starten. Zum Zusatzpreis von 29,99 Dollar. Das letzte Tabu, die Umgehung des Verwertungsweges Kino, ist gefallen.
Ganz abgesehen davon, dass dieser Geldbetrag doch eine Hürde darstellt, hätte Disney+ mit seinen inzwischen 60 Millionen Nutzern das "Mulan"-Budget von 200 Millionen Dollar bereits eingespielt, wenn nur 10 bis 12 Prozent der Nutzer den Film anschauen. Für Disney ist dann alles wieder gut. Aber für die Kinos? Gerade jetzt, wo in Österreich Marktführer Cineplexx wieder aufgesperrt hat und nach Blockbuster-Filmware giert, ist so eine Botschaft eher fatal. Zwar spricht Disney von einer absoluten Ausnahme, was die Umgehung der Kinos angeht, aber solche Beispiele häufen sich: Universal hat das etwa mit "Trolls World Tour" gleich zu Beginn der Pandemie gemacht - und spielte online überraschenderweise über 100 Millionen Dollar ein.
Das Kino scheint gegen die Entwicklungen wehrlos zu sein - im Augenblick sieht es leider so aus, als wäre es weltweit ein Auslaufmodell.