Wien. Das altbewährte Telegramm ist in Österreich mit Jahresende endgültig Geschichte. Die Telekom Austria (TA) hat in einer Pflichtveröffentlichung im Amtsblatt der Wiener Zeitung | die Einstellung des Telegrammdienstes mit 31. Dezember 2005 angekündigt. Auslandstelegramme, also den internationalen Telegrammdienst, hatte die Telekom Austria, wie viele andere europäische Telekom-Unternehmen, bereits im Jahr 2001 eingestellt.
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E-Mail, Mobilfunk und Fax hatten bei den Telegrammdiensten zuletzt zu drastischen Rückgängen geführt. Seien 1984 in Österreich noch mehr als eine Million Telegramme versendet worden, so seien es heute "deutlich weniger als 10.000 Telegramme pro Monat", erklärte eine Telekom-Sprecherin auf APA-Anfrage.
Das erste Telegramm war in Österreich im Jahr 1847 verschickt worden. Bis 1913 stieg die Zahl der jährlich versendeten Telegramme auf bis 23 Millionen Stück an. Kurz danach verlor das traditionelle Kommunikationsmittel durch Telefon, Funk und Telexdienste wieder an Bedeutung. Noch vor einigen Jahren war das Telegramm dennoch vor allem für Glückwunschschreiben beliebt gewesen. "Es ist einfach eine sehr persönliche, gefühlsmäßige Variante, um zu kommunizieren", argumentierte man in der Telekom noch vor zwei Jahren.
Seit 2003 wird das Telegramm allerdings nicht mehr mit Eilboten sondern nur noch wie ein herkömmlicher Brief zugestellt. Dadurch hat der Telegrammverkehr auch an Expressbotendienste verloren. Konkurrenten wie E-Mail und SMS-Kurznachrichten sind außerdem deutlich billiger als das Telegramm. Ein normales Telegramm (mit zehn Textzeilen) kostet heute 5 Euro, ein Glückwunsch-Telegramm mit Schmuckblatt rund 6,30 Euro, ein Musiktelegramm, das es seit 1985 gab, sogar über 10 Euro.
Wie hoch die Verluste sind, die die Telekom Austria trotzdem in Telegramm-Bereich geschrieben hat, wollte die Sprecherin nicht beantworten. Nur so viel: "Wenn er besonders ertragreich wäre, würden wir ihn nicht einstellen." Die Telekom Austria-Aktie lag am Montag mit 17,13 Euro mehr als zweieinhalb Prozent im Plus.
Weil die Telekom die Zustellung aber an die Post ausgelagert hat, sind im Unternehmen nur noch einige Vertriebsmitarbeiter nebenbei mit der Telegrammaufnahme beschäftigt. Einen Personalabbau in der Telekom werde es wegen der der Einstellung des Telegrammdienstes daher nicht geben, so die Sprecherin.
Bis Jahresende kann man Inlands-Telegramme bei der Telekom noch via Postamt, Internet oder Telefon unter 0800/100 190 aufgeben. Wer auch in Hinkunft nicht auf die nostalgische Kommunikationsform verzichten will, den verweist die Telekom auf Expresszusteller wie EMS oder UPS, auf andere Botendienste oder internationale Anbieter.