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Das letzte Wort

Von Christian Mayr

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Schröcksnadel locuta causa finita, würde der Lateiner zum vorläufig beendeten Konflikt zwischen dem österreichischen Skiverband und Anna Fenninger sagen. Denn während die 26-jährige Olympiasiegerin nach ihrer gescheiterten Palastrevolution am Wochenende einen ziemlich kleinlauten Facebook-Kommentar absetzte ("Ziel war es, eine Lösung für mein sportliches Umfeld zu finden und nicht irgendeinen Kampf zu gewinnen"), dominierte der ÖSV-Präsident mit doppelseitigen Zeitungsinterviews noch einmal das Geschehen in der pikanten Causa. Ein Lehrstück war dabei, wie der 73-Jährige nach den derben Attacken gegen ihn in den sozialen Medien die vorgebrachten Kritikpunkte komplett entkräftete und am Ende bestenfalls Zerknirschtheit über seine Macht bleibt. Beispiele gefällig? Die massiven Anschuldigungen, wonach der ÖSV die "arme Anna" ausbeuten würde und Fifa-mäßig korrupt sei (da wie dort ein geschlossener Altherrenverein, der goldene Pokale verteilt und Titelkämpfe vergibt) parierte Schröcksnadel wie folgt: "Unser System wird gerne als altmodisch kritisiert. Ich finde es modern. Denn es ist sozial gerecht, weil nicht nur die Reichen den Sport professionell betreiben können." Das hat etwas - und muss wohl jeden Ski-affinen Linken zum Juchzen bringen. Und dann wäre da noch die landesweite Häme, die der "Frauenversteher" Schröcksnadel mit seinen Theorien zum unterschiedlichen Kommunikationsverhalten der Geschlechter ausgelöst hat. ("Der Mann sagt:
,I’ muss aufs Häusl‘. Die Frau sagt: ,Können wir kurz auf einen Kaffee gehen?‘). Ein Fettnapf, der sich in der Radio-Endlosschleife zum Persiflieren eignet? Oder einfach bloß ein Zitat aus einem Bestseller, wie Schröcksnadel nachträglich seinen Kritikern und den Feministinnen ausrichtete - und diese in ihrer Unwissenheit blamierte?

Das letzte Wort ist nicht immer bloß ein Machtwort.