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Das LIF kämpft um jede Stimme und um viel Geld

Von Veronika Gasser

Politik

Schwer angeschlagen geht das Liberale Forum (LIF) in den Wahlkampf. Knapp nach der Nationalratswahl begann die Selbstzerfleischung der Liberalen öffentlich zu werden. Die Wiener Liberalen teilten sich. Alexandra Bolena wird zur neuen Wien-Chefin gekürt und Wolfgang Alkier bleibt als einziger Gemeinderat in ihrem Gefolge. Die Truppe um Gabriele Hecht gründete den Liberalen Landtagsklub.


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Eine Zusammenarbeit zwischen den feindlichen Gruppen war nicht mehr möglich. Nach all den Turbulenzen zieht nun eine schwer angeschlagene Liberale Partei ins möglicherweise letzte Gefecht - Wolfgang Alkier hat mittlerweile das sinkende Schiff verlassen - und versucht kräftig und tapfer gegen die schlechten Umfragedaten anzukämpfen.

Am 28. August 2000 verabschieden sich die vier Abgeordneten Gabriele Hecht, Hanno Pöschl, Marco Smoliner und Michaela Hack aus dem Liberalen Forum. Sie gründen den Liberalen Landtagsklub und schließen die verbleibenden zwei aus. Auch Wiens Parteivorsitzende Bolena meldet Ansprüche auf den Klubstatus an. Bürgermeister Michael Häupl ist Schiedsrichter in dieser Auseinandersetzung.

Er entscheidet zugunsten Klubobfrau Hecht, die somit Herrin über die Klubförderungen von drei Mill. S pro Quartal wird. Die Stadtverfassung ließ ihm gar keine andere Wahl, erklärt ein Insider. Die zwei verbleibenden LIFler sehen das anders. "Der Verfassungsjurist Heinz Mayer vertritt die Auffassung, dass sehr wohl auch wir ein Anrecht auf Klubstatus gehabt hätten", betont Bolena.

Doch alle Einsprüche der Frontfrau nützen nichts. Mittlerweile wurde eine Klage gegen die Stadt Wien beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Die Entscheidung könnte für Bolena allerdings zu spät kommen. "Wir haben ein Potential von 10 Prozent, versuchen es so gut wie möglich auszuschöpfen und hoffen jedenfalls wieder ins Rathaus einzuziehen. Wir kämpfen wie die Löwen", erklärt Bolena auf Anfrage der "Wiener Zeitung".

Genau zehn Tage vor der Wien-Wahl gab es im Rathaus noch den "Liberalen Leichenschmaus". Der Klub lud zum Abschiedsfest. Die Abschiedsrede wurde vom Bürgermeister gehalten, für den Hecht mittlerweile eine klare Wahlempfehlung abgegeben hat, ihr Kollege Hanno Pöschl ist in die SPÖ eingetreten.

Das LIF ist für die vier "wilden Mandatare" schon längst gestorben. "Das Liberale Forum, wie es jetzt existiert, hat mit unseren Vorstellungen nichts mehr zu tun", bekunden alle vier. Mit dem Fest wollte man sich noch rechtzeitig verabschieden. Kritische Beobachter meinen allerdings: Damit wollte man der einstigen Gegnerin noch einen letzten bösen Streich spielen.