Heikle Projekt-Verwertung in Kroatien - Hypo finanzierte mit 70 Millionen Euro.
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Wien. Rund 16,5 Millionen Euro bekommt die Kärntner Hypo - wie berichtet - von eingefrorenen Konten des kroatischen Ex-Generals Vladimir Zagorec in Liechtenstein rücküberwiesen. Das ist eine stolze Summe, die angeblich aus unverbrauchten - von der Hypo gewährten und nun fällig gestellten - Kreditmitteln für Immobilienprojekte in Kroatien stammt. Insgesamt finanzierte die Hypo hier allerdings mit rund 70 Millionen Euro - und muss hoffen, auch den Rest des Geldes zurückzubekommen. Das dürfte nicht leicht werden.
Zagorec - der 2009 in Zagreb wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde - sei über sie "mit der Bank in ständigem Kontakt, um eine Verwertung der Projekte und damit die Rückzahlung der Kredite zu organisieren", sagt seine Anwältin Elisabeth Rech zur "Wiener Zeitung". Die Kredite wurden im Wesentlichen 2004 bis 2006 vergeben. Da Zagorec seit 2007 "politisch motiviert" von den Behörden verfolgt werde, habe er die Projekte nicht realisieren können.
Verwertung "läuft nach Plan"
Welches Verlustpotenzial sich nun auftut, ergibt sich aus einer Beschwerde gegen die Kontensperre von März 2010, die der "Wiener Zeitung" vorliegt. Sie wurde von jener liechtensteinischen Anwaltskanzlei eingebracht, in der auch der jahrelange Treuhänder der Zagorec-Firmen tätig ist. Der detaillierten Darstellung zufolge betrug das offene Gesamtobligo bei den fünf Kroatien-Projekten des Ex-Generals gegenüber der Hypo per Ende 2009 rund 72 Millionen Euro (bei Gesamtverbindlichkeiten von knapp 76 Millionen Euro). Der Buchwert wurde mit nicht ganz 23 Millionen Euro beziffert, wobei der Anwalt nur vom halben Schätzwert - also rund 11 Millionen Euro - als Messlatte für eine allfällige gerichtliche Versteigerung ausging. Dem zufolge hätte die Hypo einen Verlust von bis zu 60 Millionen Euro zu fürchten gehabt.
Auch nach der Rückzahlung der eingangs erwähnten 16,5 Millionen Euro dürfte ein Risiko im deutlichen zweistelligen Millionenbereich bleiben. Die Chance auf eine Verkaufsvollmacht bereits im Jahr 2009 hat das damalige Hypo-Management einem Insider zufolge nicht genutzt. Am Donnerstag hieß es seitens eines Banksprechers, es sei noch keine Projektverwertung tatsächlich umgesetzt worden, der Prozess laufe aber nach Plan.
Unterdessen widmet sich der Grazer Sachverständige Rudolf Kellermayer im Auftrag der Staatsanwaltschaft Klagenfurt der Frage, wie die 16,5 Millionen Euro überhaupt auf Konten von liechtensteinischen Firmen, deren wirtschaftlich Berechtigter Zagorec ist, übrigbleiben konnten. In seinem Ergänzungsgutachten vom 30. September 2011, das der "Wiener Zeitung" vorliegt, spricht Kellermayer von "Verschleierung". Er zeichnet ein "dichtes Netzwerk" an Gesellschaften nach, die Zagorec zuzuordnen wären. Der Zweck, einige Projekte abzuwickeln, hätte sich "mit einer wesentlich geringeren Anzahl von Gesellschaften, mit geringerem Aufwand und mit höherer Transparenz ebenfalls erreichen lassen", schreibt der Sachverständige. "Einige der juristischen Personen der Gruppe Zagorec wurden anscheinend dafür verwendet, von der Hypo Alpe Adria gewährte Kreditmittel dem Vermögen des wirtschaftlichen Eigentümers zuzuführen."
Überhöhte Kredite?
Laut Kellermayr ergibt sich aus der Rekonstruktion der Zahlungsflüsse, dass "anscheinend ein Gesamtbetrag von zumindest 14.757.164,85 Euro aus Krediten der Hypo-Alpe-Adria-Gruppe auf Umwegen letztendlich auf Konten von liechtensteinischen juristischen Personen, die Vladimir Zagorec zuzuordnen sind, umgeleitet wurde". Dieser Betrag stamme "offensichtlich aus Krediten der Hypo International, die - gemessen an den Projektkosten - teilweise überhöht gewährt und nicht widmungsgemäß verwendet wurden."
Zagorec’ Anwältin weist die Vorwürfe entschieden zurück: "Es wurden weder Kreditmittel zweckentfremdet noch überhöhte Kredite beantragt", so Rech. Die Bank habe selbst jeweils Gutachter mit einer Bewertung beauftragt und dementsprechend Kredite bewilligt.
Zagorec-Rolle war bekannt
"Mussten Teile von Liegenschaften aufgekauft werden, wurde auch der Gesamtkaufpreis nur sukzessive ausgezahlt", erklärt die Anwältin. Es konnte daher dazu kommen, dass ein Teil des Kaufpreises einige Zeit auf dem Konto blieb, bis er Verwendung fand." Es sei nie beabsichtigt gewesen, etwas zu verschleiern", so Rech.
Tatsächlich zeigen Unterlagen, die der "Wiener Zeitung" vorliegen, dass in der Hypo-Liechtenstein bekannt war, dass die Gesellschaften Zagorec zuzuordnen waren. Als 2007 Vorwürfe gegen diesen auftauchten, stimmte sich die Bank auch mit der Finanzaufsicht des Fürstentums ab. Das könnte bedeutsam sein, wenn es um die Beurteilung angeblicher Verletzungen von Sorgfaltspflichten geht.