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Das Ministerium für (fast) alles

Von Eva Stanzl

Wissen

Warum das Verkehrsministerium | zum "Weltraum-Ministerium" wurde.


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Wien. "Österreich hat nun ein Weltraum-Ministerium", informierte das Kabinett Doris Bures diese Woche per Aussendung. Der Nationalrat habe im Bundesministeriengesetz das Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) "offiziell" auch zum Weltraum-Ministerium erklärt.

Wozu dieser Schritt? Will Bures Landeshauptfrau der Venus werden? Oder übersiedeln am Ende Agenden der Grundlagenforschung nun auch ins Verkehrsministerium, nachdem bereits die Ressorts für Wissenschaft und Wirtschaft fusioniert wurden? Immerhin unterhält die Österreichische Akademie der Wissenschaften ein Institut für Weltraumforschung (IWF) in Graz. Und das hat nichts mit Verkehr am Hut, sondern betreibt Wissenschaft. Ministerium und ÖAW schlossen auf Anfrage der "Wiener Zeitung" aus, dass die Akademie über die Weltraumagenden aufgesplittet werden könnte. Grundlagenforschung, und damit auch das IWF, bleibe im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium. Der neue Beiname habe eher universelle Gründe: Er mache nur "offiziell, was seit Jahren der Fall ist: Wir haben seit 1999 insgesamt 62 Millionen Euro in die Raumfahrtforschung investiert", sagt Sprecherin Marianne Lackner. Das Ressort wolle Kompetenz hervorstreichen.

Das Engagement des bmvit ist in der Tat beachtenswert. Österreich hat zwar erst im Vorjahr seinen ersten eigenen Satelliten ins All geschickt, doch heimische Experten arbeiten an fortschrittlichen Technologien. Etwa haben sie ein Magnetometer für die europäische Mission "Venus Express" und ein Gerät zur Analyse von Asteroiden-Staub an Bord der Sonde "Rosetta" entwickelt. Das bmvit unterstützt Firmen bei der Entwicklung von Weltraumtechnologien. 1999 waren es deren noch zehn, heute sind es 100 Zulieferer im Raumfahrtsektor mit Jahresumsätzen von 125 Millionen Euro. Weiters leistet das bmvit den Mitgliedsbeitrag von (heuer) 50,2 Millionen Euro an die Europäische Raumfahrtagentur ESA und die Satellitenorganisation Eumet-Sat, wo es Österreich auch vertritt.

Und dennoch könnte das "Weltraum-Ministerium" Kabarettvorlagen liefern - auch zumal Umbenennungen im breit gefächerten bmvit Geschichte haben: Stand das "i" unter der schwarz-blauen Regierung noch für "Infrastruktur", bedeutet es unter Rot "Innovation". Sich selbst bezeichnet Bures mitunter auch als "Forschungsministerin". Was durchaus Anlass zu Spekulationen gibt, ob ihr die Forschung und nun auch die Sterne lieber sind als die Bundesbahnen.Kommentar - Seite 26