Zum Hauptinhalt springen

Das Mitarbeitergespräch als Standortbestimmung

Von Rainald Edel

Wirtschaft
Mitarbeitergespräche fördern die Zufriedenheit und Loyalität im Betrieb. Foto: photos.com

Voraussetzung für ISO-Zertifizierung. | Identifikation mit dem Unternehmen. | Wien. "In den letzten Jahren haben viele Unternehmen beschlossen, Mitarbeitergespräche als Personalmanagement-Instrument einzuführen", erklärt Ursula Tatzber, Trainerin bei Hill Communications. Ein Boom, der dadurch ausgelöst worden ist, dass diese Mitarbeitergespräche in Firmen verpflichtend vorgeschrieben sind, wenn sie sich der begehrten ISO-Zertifizierung (einer Norm für Qualitätsmanagement) unterziehen. Tatzber begleitet nun solche Unternehmen bei der Einführung von Mitarbeitergesprächen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Doch abseits von Zertifizierungen - wozu nützt das Gespräch mit dem Chef?

"Eine der Hauptursachen von negativem Stress bei Mitarbeitern und Führungskräften ist die Unklarheit, wie die eigene Leistung und die eigene Person gesehen werden, genauso wie mangelnde Perspektiven", erklärt der Sozialwissenschafter Ulrich Schönbauer von der Arbeiterkammer Wien. Bleiben diese Aspekte unberücksichtigt, sinkt die Leistung in einer Abteilung und im Endeffekt in der gesamten Firma. "Gerade wenn es darum geht, engagierte Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, liegt es an den Führungskräften, deren Zufriedenheit zu bewahren beziehungsweise zu erhöhen." Vor allem große und internationale Unternehmen setzten schon seit Jahrzehnten auf das Mitarbeitergespräch als Führungs- und Managementinstrument.

Werte vermitteln

" Das Mitarbeitergespräch findet mindestens zweimal jährlich als ausführliches und strukturiertes Gespräch zwischen einem Mitarbeiter und dessen unmittelbaren Vorgesetzten statt", schildert Gerda Strass-Hortwig von Masterfoods. Wesentliche Inhalte seien einerseits die zu beurteilenden Leistungen des Mitarbeiters und die Zielvereinbarungen sowie der abgelaufenen als auch der kommenden Arbeitsperiode. "Andererseits sollen die Bedürfnisse und die persönliche Zufriedenheit des Mitarbeiters in seinem Arbeitsumfeld zur Sprache kommen. Dabei hat der Mitarbeiter auch die Aufgabe, seinem Vorgesetzten ein Feedback über dessen Führungsaufgaben zu geben", erklärt Strass-Hortwig. Aus den Gesprächen können individuell benötigte Hilfestellungen oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten, wie Schulungen, gezielt angeboten werden.

"Das Mitarbeitergespräch ermöglicht einem Unternehmen, eine Potenzialanalyse durchzuführen sowie Nachwuchsführungskräfte zu erkennen", schildert Sabine Mlnarsky-Bständig, Personalchefin der Erste Bank. Basierend auf dem Prinzip "Management by objectives" werden Unternehmensziele und Individualziele miteinander verbunden. "Da jedem Mitarbeiter in einem ruhigen, ausführlichen Gespräch die Ziele des Unternehmens und die in ihn gesetzten Erwartungen auseinander gesetzt werden, steigt die Identifikation mit den Unternehmen", meint auch Tatzber.

Die besprochenen Inhalte werden anschließend schriftlich festgehalten. Denn: "die vereinbarten Ziele sind für den Mitarbeiter erst bindend, wenn er und sein Vorgesetzter diese unterschrieben haben", erklärt Mlnarsky-Bständig.