Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Montage sind nicht sehr beliebt, viele setzten diesen Tag mit dem Beginn der Arbeitswoche gleich. Diese Aversion zieht sich durch alle Berufsgruppen, ganz egal ob Taferlklassler oder
Spitzenmanager, niemand ist ausgenommen. Erkennbar ist das Montag-Syndrom leicht: grantige Kollegen, unwirsche Busfahrer und Pubertierende, die Amok laufen, weil sie Montage nicht mögen. Auch der TV-
Rezensent mag Montage nicht, denn er weiß, dass auch am Küniglberg, dem legendären ORF-Hauptquartier, Menschen verweilen, und die sind als solche dem Montag-Syndrom hilflos ausgeliefert. Doch während
grantige Kollegen meist mit einer Tasse Kaffee und Schnurren über das ÖFB-Team rasch die gute Laune wiederfinden, geschieht die Syndrom-Bewältigung im ORF subtiler. Man rächt sich am Tag mit
schauerlichem Programm, wie etwa an diesem vergangenen Montag.
Für die Nur-ORF-Zuschauer ist dies eine harte Prüfung: Am Montagabend in ORF 1 gleich zwei Folgen von "Der König von St. Pauli", noch dazu im Directors Cut, in ORF 2 als Ausgleich eine Folge
irgendeiner Doktor-Serie. Nur Hartgesottene hielten diese Qualen durch, ich war nicht darunter. Warum sollte ich auch? Nur dem ORF zuliebe freiwillig eine imaginäre Arztpraxis besuchen, wo ich schon
die vielen reellen nicht ausstehen kann, oder im öden St. Pauli die Erlebnisse des dortigen Königs noch einmal mitverfolgen? Nein, das ist auch für einen Montag zu viel.