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Das nächste Kapitel sieht anders aus

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Robbie Rogers dürfte mit dem Lesen von Glückwunsch-SMS, -Mails und -Twittereinträgen gar nicht mehr nachkommen. Vor einigen Tagen hat sich der Fußballer, der davor in hiesigen Kreisen eher weniger bekannt war, aber immerhin schon 18 Länderspiele in der US-Auswahl hinter sich hat, via Blog als homosexuell geoutet, seither ist er auch in Europa eine Berühmtheit. Die zahlreichen Reaktionen fielen überwiegend positiv aus. Sogar Fifa-Chef Joseph Blatter fühlte sich bemüßigt, in die Tasten zu hämmern. "Das ist 2013. Danke", schrieb der oberste Fußball-Chef.

Tatsächlich ist Rogers Schritt zu begrüßen, und noch mehr sind es die positiven Wortmeldungen, die seither seine virtuellen Postkästen füllen. Die Botschaft: Ja, man kann auch als Fußballer schwul sein, ohne dafür angefeindet zu werden. Das haben ja gerade im vergangenen Jahr viele angezweifelt.

Doch die Sache hat zwei Haken: Rogers verkündete in dem Blogeintrag, den er mit dem Titel "The Next Chapter" versah, gleichzeitig seinen Rücktritt. Das ist sein gutes Recht und muss nicht unbedingt mit dem Outing zu tun haben. Für den Fußball sollte das nächste Kapitel aber anders aussehen: Es sollte auch einmal ein Fußballer sagen können: Ich bin schwul - und spiele weiter. Und die Reaktionen darauf müssen - nein: sollten - gar nicht einmal haufenweise Glückwünsche sein. Wirklich ankommen in 2013 wird man erst, wenn die Leute antworten: Passt. Na und?