Neue Studie der Donau Uni: Schule und Elternhaus bereiten Jugendliche nur unzureichend auf die Berufswahl vor.
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Gmunden. Wer wen kennt, der wen kennt, der wen kennt, der wo arbeitet, . . . der hat es in der Berufswelt meistens leichter. Rund 70 Prozent der Jobs in Österreich werden über persönliche Netzwerke vergeben. Das heißt aber auch, dass es Personen ohne oder mit nur kleinen Netzwerken am ohnehin schon dichten Arbeitsmarkt entsprechend schwerer haben.
Den Einfluss der Netzwerke auf die Bildungs- und Berufswahl von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund haben Forscher der Donau Universität Krems nun in einer Studie hinterfragt, die am Montag bei der Eröffnung des 6. Dialogforums Migration und Integration in Gmunden präsentiert wurde. Dafür wurden 400 Experten und Jugendliche bis 21 Jahre österreichweit befragt. "Die überwältigende Mehrheit der Jugendlichen sieht sich selbst sehr gut integriert in soziale Netzwerke wie Familie und Freunde", resümiert Studienautor Manfred Zentner. Während alle Jugendlichen in den sozialen Medien aktiv sind, halten jene mit Migrationshintergrund darüber hinaus mit ihren Familien im Ausland aktiven Kontakt über das Internet.
Familie erste Infoquelle für Berufswahl
Die Familie ist sowohl bei autochthonen Österreichern als auch bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund Anlaufstelle Nummer Eins, wenn es darum geht, eine Entscheidung für die schulische oder berufliche Zukunft zu treffen: Für Migranten mit 55,8 Prozent noch mehr als für Jugendliche ohne Migrationshintergrund (37,8 Prozent). "Das Problem dabei ist: Was ist dieser Rat wert?", meint Zentner. Denn die Eltern hätten meist selbst schlechte Kenntnisse der komplizierten österreichischen Bildungslandschaft und kaum Netzwerke. Daher sei das Vertrauen der Jugendlichen in ihre Eltern trotz großen Leistungsdrucks in dieser Frage auch gering - sie holen sich anders als ihre alteingesessenen Kollegen eher bei jungen Verwandten Rat. "Wir brauchen eine gezielte inner- und außerschulische Elternarbeit, es reicht nicht, sich nur den Jugendlichen zuzuwenden", betont Zentner.
Etwas abgeschlagen nach der Familie sind das Internet, das AMS und enge Freunde Hauptinformationsquellen - die Schule steht mit 20,6 Prozent erst an sechster Stelle. Die Schule habe einen "überraschend geringen Einflussfaktor", meint Gudrun Biffl, Leiterin des Zentrums für Migration und Globalisierung an der Donau Uni, zur "Wiener Zeitung". Kein Wunder: Zwar findet sich das Thema Berufsinformation in den meisten Lehrplänen, allerdings meist zu spät und nur in äußerst geringem Ausmaß.
Zu wenig Engagement der Schule
Geht es nach Biffl, soll sich die Schule viel mehr engagieren und die Berührungsängste gegenüber Sozial- und Jugendarbeitern abbauen. "Schulen in Gegenden mit hohem Migrantenanteil haben noch nicht verstanden, dass ihre Chance in der Zusammenarbeit mit der Gemeinde, sozialen Einrichtungen und Nachbarn liegt", sagt die Expertin. Das zeige auch der Vergleich zwischen Vorarlberg und Wien in der Studie: In der eher ländlichen Gegend Vorarlbergs seien die Schulen viel engagierter und böten den Jugendlichen die nötigen Netzwerke. In Wien gebe es demgegenüber zwar viele Angebote, diese seien aber unübersichtlich und kaum zugänglich. "Wien ist sicher schwieriger für die Jugend", sagt Biffl.
Schließlich fordert sie auch niederschwellige Internetplattformen, wo sich die Jugendlichen über Berufe informieren könnten. Ansonsten bleibt das Netzwerk - oder, weniger charmant: Vitamin B - auch in Zukunft Vorrecht der Mittelschicht.
Wissen
Zum sechsten Mal findet derzeit das Dialogforum Migration und Integration der Donau Universität Krems im oberösterreichischen Gmunden statt. Ziel der Tagung, die noch bis Freitag dauert, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. "Es geht auch darum, sichtbar zu machen, was die Wissenschaft zu sagen hat", sagte Gudrun Biffl, Mastermind des Forums, am Montag in ihrer Eröffnungsrede. Heuer widmet sich die Tagung neben dem Thema Netzwerk auch der europäischen Arbeitsmobilität und dem gemeinsamen europäischen Asylsystem.