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Die Steirische Ferngas sieht sich als viertgrößter Gasversorger Österreichs am freien Markt unter Druck. Denn der langjährige Partner OMV ist mittlerweile zum Konkurrenten geworden. Steirische Ferngas-Chef Peter Köberl versteht die Hast, mit der das neue Marktmodell eingeführt wurde, nicht: "Es ist jetzt viel aufwendiger und teurer als zuvor." Mit den Auflagen für die OMV-Tochter Econgas ist er äußerst unzufrieden und will notfalls die EU-Wettbewerbsbehörde zu Hilfe rufen.
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"Wir werden bis zum Äußersten gehen, um unser Überleben zu sichern," sagt Köberl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Er ist entschlossen, wegen der Econgas notfalls - sollten die Auflagen der heimischen Kartellwächter zu lasch sein - die EU-Wettbewerbsbehörde zu bemühen. Econgas, die Großkundenvertriebstochter von OMV, Wienenergie, EVN, Oberösterreichischer Ferngas, Linz AG und Begas betreue drei Viertel der großen Kunden. 90% des Gasmarktes werden vom Generalimporteur OMV beherrscht. Damit haben die Steirer nun Schwierigkeiten, denn der Gaslieferant ist gleichzeitig zur schärfsten Konkurrenz geworden. Die Steirische Ferngas will das Gas nun zu denselben Konditionen wie die OMV-Partner. "Wir haben als Gasbezieher der OMV große Bedenken bezüglich der Gleichbehandlung." Köberl verlangt nun eine Änderung der langfristigen Bezugsverträge, der Preis müsse runter. Mit den derzeit laufenden Verhandlung ist er nicht zufrieden. Druck kommt aus Rußland, das die Preise erhöhen wolle.
Zwar war die Steirische Ferngas eingeladen, dem Gasbündnis beizutreten, doch die Bedingungen der Econgas-Partner passten nicht. "Wir hätten 80% der Gasmenge in die Gesellschaft eingebracht, aber maximal 11% der Anteile erhalten." Das sei unakzeptabel; die Steirer bleiben vorerst alleine. Immerhin gibt es den strategischen Partner Gaz de France, der auch Interesse hat, ins österreichische Gasgeschäft einzusteigen. Demnächst wird die Steirische Ferngas auch in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich auf Kundenfang gehen. Mit den Grazer Stadtwerken gibt es eine Kooperation: Der Grazer Gaspreis wird damit auf das Niveau der übrigen Steiermark sinken.
Das neue Marktmodell mit Regulator und Regelzonenführer hält Köberl für "viel aufwendiger und teuer" als das alte. Regulator und Regelzonenführer Ost würden für die Gaskunden 12,8 Mill. Euro pro Jahr ausmachen. Die Kosten für die gesellschaftliche Trennung in Gasvertrieb und Netzbereich seien noch nicht zu beziffern. Sicher sei, dass Synergien in den Unternehmen zerstört würden. "Die Versorger müssen nun Doppelstrukturen aufbauen." Obendrein sei mit der Marktöffnung der Notversorgungsplan der Gaswirtschaft gestorben: "Keiner ist mehr bereit, die Kosten zu tragen."
Aus für Austria Ferngas
Durch die Econgas und das neue Marktmodell verliert die Austria Ferngas an Bedeutung. Viele Aufgaben sind zu den Gasversorgern abgewandert. Als letztes ist der Speicherpool zu klären, danach müsse über die Art der Auflösung entschieden werden.