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Postpartner-Stellen: Laufend Eröffnungen. | Post-Agenden können Geld bringen. | Baden/Neunkirchen. Seit wenigen Tagen hat die kleine Gemeinde Payerbach im südlichen Niederösterreich kein Postamt mehr. Es wurde zum Pfingstwochenende geschlossen.
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Um aber die örtliche Bevölkerung nicht unversorgt zu lassen, hat dort nun die Gemeinde die Aufgaben der Post übernommen und eine Postpartner-Stelle eröffnet. Damit die Übergabe und die Arbeit in den ersten Tagen rund läuft, hat die Post AG Franz Mikacs, zuständig für die Postpartner, nach Payerbach geschickt. "Normalerweise bin ich ja im Burgenland eingesetzt", erklärt er. Aber seit in Niederösterreich beinahe alle 14 Tage ein neuer Postpartner eröffnet wird, hilft er hier aus. Seine Aufgabe: Einschulung der Mitarbeiter und Unterstützung während der ersten Tage. Immerhin können Kunden wie bisher im Postamt auch bei der Postpartner-Stelle Pakete und Briefe aufgeben, Erlagscheine einzahlen und sonstige Finanzgeschäfte abwickeln. Bis dato gibt es in Österreich rund 400 Postpartner-Büros. Laut dem Konzern sollen in den kommenden Jahren Hunderte weitere Neueröffnungen folgen.
Briefmarken fehlen
"Ich finde es gut, dass es eine Post gibt", meint eine Kundin. "Das hier ist immer noch besser als gar keine." Allerdings scheinen die Damen am Schalter noch "etwas überfordert", findet sie. Tatsächlich gibt es am Tag eins noch keine Briefmarken. "Die werden erst geliefert", entschuldigt sich die Gemeindemitarbeiterin bei einem Kunden. "Wir sind ja erst in der Startphase."
Dass die Postpartner-Stelle im Gemeindeamt gut aufgehoben ist, glaubt auch der Payerbacher Bürgermeister Eduard Rettenbacher (ÖVP), der am Eröffnungstag kurz im Postpartner-Büro vorbeischaut. Ihm ist wichtig, für die Bürger die Versorgung zu sichern. Dafür nehme er auch die höheren Fixkosten fürs Personal in Kauf, sagt er. "Wir werden sehen, wie es läuft."
Davon, dass Postpartner-Stellen auch mehrere Tausend Euro Gewinn bringen können, berichtet der Teesdorfer Apotheker Kurt Putz. Anders als in Payerbach habe es in der niederösterreichischen Gemeinde im Bezirk Baden einen regelrechten Wettbewerb um den Zuschlag für die Postpartner-Stelle gegeben. "Ich mache das schon seit fünf Jahren", erzählt er. "Und verdiene so um die 1500 Euro jährlich an Provision." Denn: Putz ist am Umsatz, den die Post über seine Apotheke erwirtschaftet, beteiligt. Was die Leute aber schätzen, sei die zentrale Lage der Apotheke - und die Verschwiegenheit seiner Mitarbeiter, erläutert Putz. "Wir gelten als Apotheker, die wir ja die Krankengeschichten der meisten Kunden kennen, im Gegensatz zu herkömmlichen Betrieben als seriös. Die Menschen vertrauen uns."
Mangelndes Vertrauen
Schwerer dürften es daher Greißler und kleine Lebensmittelläden haben. So musste etwa ein Waldviertler Betrieb die Postpartner-Stelle zusperren, da es hieß, die Mitarbeiter würden Geschäftsinterna ihrer Kunden ausplaudern. Der betroffene Unternehmer wollte dazu nichts sagen.