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Alles neu macht der Mai. Im Kulturbetrieb hat diese Wirkung der September. Dass das Neue auch dadurch überzeugen kann, dass fast alles beim Alten ist, zeigt gerade die Wiener Staatsoper. Dort hob sich am Sonntag erstmals der Vorhang in der Direktion von Dominique Meyer. Der bewies, dass es eine Staatsoper nach Ioan Holender gibt, was für viele jenseits des Vorstellbaren lag. Und dass sich das Neue oft im Detail versteckt.
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Die letzte Premiere seines Vorgängers am ersten Spieltag, der damalige Dirigent und jetzige Musikdirektor Franz Welser-Möst am Pult des "Tannhäuser", die Besetzung großteils ident - die Zeichen stehen wie angekündigt auf Kontinuität. Auch Tag zwei brachte mit der "Bohéme" eine bewährte Produktion aus 1963.
Und sonst? Die Karten sehen anders aus, die Abendspielzettel auch. Der Künstlereingang hat eine neue Beleuchtung, das Haus wirkt frisch geputzt. Und in der Direktors-Loge sitzt ein anderer.
Auch wenn großteils alles so scheint wie eh und je, so setzen die neuen Herren am Ring doch deutliche Zeichen mit diesen ersten beiden Vorstellungen. Mit Matthias Goerne haben sie einen der wichtigsten Liedsänger unserer Zeit für ein Hausdebüt gewinnen können. Das Bühnenbild der "Bohéme" wurde geputzt, es gab nach 25 Jahren wieder Orchesterproben. Wenn diese nur scheinbar kleinen Änderungen auch halten, was sie versprechen, kann die Sensation auch im Detail liegen.
Siehe auch:Künstler, Verwalter und Intriganten