Die Reform der Lehrlingsförderung, die am Donnerstag von der Regierung beschlossen worden ist, findet vor unsicheren Rahmenbedingungen statt. Wie von den Sozialpartnern vorgegeben, wird der sogenannte Blum-Bonus für die Schaffung neuer Lehrstellen - wie es heißt - "weiterentwickelt". Das dürfte allerdings auch mit einer finanziellen Beschneidung einhergehen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Selbst wenn die Förderung neu geschaffener Ausbildungsplätze - in eingeschränkterem Maße - weitergehen soll, verabschiedet man sich damit von einem Instrument der Arbeitsmarktpolitik, das - ungeachtet viel kritisierter Mitnahmeeffekte - seit 2005 zu einem deutlichen Anstieg der Lehrstellen in Österreich beigetragen hat. Dass der Blum-Bonus gerade mit einer Phase der Hochkonjunktur zusammengetroffen ist, dürfte seine positive Wirkung nicht unwesentlich verstärkt haben. Nun bleibt abzuwarten, ob das neue Modell vor dem Hintergrund schlechterer Wachstumsraten ausreichend Lehrstellen schaffen wird.
Die Prognosen der Wirtschaftsforscher für 2008 bewegen sich in einem Bereich, in dem die Konjunktur allein nicht ausreichen dürfte, um die Arbeitslosigkeit weiter zu senken. Dennoch loben Experten die Abkehr von einer reinen Förderung der Lehrstellenzahl hin zu einem System, das die Ausbildungsqualität stärker im Fokus hat. Allerdings fehlt dafür noch ein konkreter Kriterienkatalog.
Von diesem könnte es abhängen, wie Österreich ab dem Jahr 2010 aufgestellt sein wird. Dann dürfte nämlich die demographische Entwicklung die heimische Wirtschaft insofern in Bedrängnis bringen, als kaum mehr qualifizierte junge Leute zur Verfügung stehen werden. Kein Wunder, dass Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl darauf drängt, mit Hilfe der neuen Förderungen die Lehre attraktiver zu gestalten.
In Bezug auf die Demographie wird das nun geschnürte Arbeitsmarkt-Paket aber auch noch in anderer Hinsicht einer kritischen Prüfung standhalten müssen - nämlich in Zusammenhang mit dem, was nicht darin enthalten ist. Offensichtlich aus Uneinigkeit über die Finanzierung hat sich die Regierung entschlossen, von den Sozialpartnern geforderte Maßnahmen zur verstärkten Beschäftigung älterer Arbeitnehmer vorerst auszuklammern.
Zwar sollen entsprechende Verhandlungen bis März abgeschlossen sein, dennoch scheint man die Dringlichkeit dieser Angelegenheit noch nicht vollständig erkannt zu haben. So vermisst etwa Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ein "integriertes Konzept" zum Umgang mit der zunehmenden Alterung der Erwerbsgesellschaft. WKO-Chef Leitl bringt es auf den Punkt: "Leute über 55 müssen am Arbeitsmarkt mithalten können." Allerdings liege es bei der Erwachsenenbildung derzeit "dramatisch im Argen". Seite 5