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Neuer Gasstreit Kiew - Moskau. | Keine Probleme für Österreich. | Wien. "Sehr entspannt" beobachtet OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer den neuerlich aufgeflammten Streit um die Gaspreise zwischen der Ukraine und Russland: "Das wird die Versorgung Österreichs und Westeuropas nicht tangieren", ist der Chef von Mitteleuropas größtem Öl- und Gaskonzern im Gespräch mit Journalisten in Wien überzeugt. Er nennt drei Gründe für seine Gelassenheit: Erstens sind die Speicher in Österreich gegen Ende des neuerlich milden Winters bestens gefüllt - "das würde für mehrere Monate reichen, niemand in Europa hat größere Lager angelegt". Zweitens ist er sicher, dass der Streit - so wie auch schon vor zwei Jahren - bald beigelegt sein wird: "Am kommenden Dienstag steht der offizielle Besuch von Ukraines Präsident Viktor Juschtschenko in Moskau an".
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Und drittens hat er diese Woche einen Meilenstein beim Projekt der geplanten Nabucco-Pipeline, die unter Umgehung Russlands Gas aus dem Kaspischen Raum nach Europa bringen soll, erreicht: Der deutsche Energieriese RWE ist als sechster Aktionär in das Konsortium eingestiegen. "Das haben wir gebraucht, das haben wir erreicht - jetzt geht es mit Volldampf vorwärts".
Timoschenko will
höhere Transitgebühr
Die Ukraine habe bei Gazprom noch Schulden in Höhe von rund einer Milliarde Euro zu begleichen, hatte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprianow am Donnerstagabend in Moskau erklärt - und damit gleich wieder Befürchtungen ausgelöst, auch die Lieferungen nach Europa könnten erneut beeinträchtigt werden. "Wenn die ukrainische Seite bis Montag das Problem nicht löst, wird Gazprom gezwungen sein, die russische Gasversorgung für die Ukraine zu unterbrechen". Über die Ukraine fließen auch gut 80 Prozent des russischen Erdgases für Westeuropa.
Die Ukraine fordert von Russland ihrerseits mehr Geld für den Transit des Erdgases nach Westen. Man zahle für russisches Erdgas dreieinhalb Mal mehr als 2006, die Einnahmen aus dem Transit von russischem Gas seien jedoch praktisch unverändert geblieben. Die neue ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko hat angekündigt, neue Gasverträge mit Russland aushandeln zu wollen. Sie wirft Gazprom vor, mit Hilfe undurchsichtiger Verträge über den umstrittenen Zwischenhändler Rosukrenergo zusätzlich Profit zu machen.
Präsident Juschtschenko ärgerte sich öffentlich über seine Regierungschefin: Mit ihrem "Gerede über Änderungen der Transitbedingungen" habe Julia Timoschenko der Ukraine eine Gaspreiserhöhung um 30 Prozent eingehandelt, sagte der Präsident am Donnerstag im Fernsehen.
Das für Gasimporte zuständige ukrainische Energieunternehmen Naftogaz war Freitag um Beschwichtigung bemüht. Man habe das Geld bereits an den Zwischenhändler Rosukrenergo überwiesen, hieß es - damit seien alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt. Ein neuer Gasstreit nützt weder Russland noch der Ukraine, meinten Wirtschaftsexperten beider Länder unisono. Ruttenstorfer lächelt. Einen Nutznießer gibt es auf jeden Fall: das Nabucco-Projekt.