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Das Oktoberfest für Hypochonder

Von Eva Stanzl

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Früher mussten Patienten bloß Beipackzettel erfassen. Und selbst das erforderte Nerven: Spätestens beim Absatz "unerwünschte Nebenwirkungen", mit dem sich Pharmafirmen gegen Klagen absichern, konnte einem angst und bange werden.


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Heute konsumiert die Hälfte der Europäer vielfältige medizinische Informationen im Internet. Und sie macht sich über ihre Krankheitssymptome dort schlau, zieht das sogar Arztbesuchen vor. Was zu abenteuerlichen Selbst-Diagnosen führen kann: Rückenschmerzen, wenig Bewegung, einseitige Ernährung, Rauchen - geht es nach einschlägigen Websites, wird die Hälfte aller Journalisten garantiert Osteoporose entwickeln. Ein Oktoberfest für Hypochonder.

Wenn eingebildete Kranke sich schon austoben wollen, sollten sie das wenigstens auf der Grundlage seriöser Informationen tun können. Die EU lässt daher eine Suchmaschine entwickeln, die hochwertige medizinische Datenbanken verknüpft. Angeführte Websites sollen strengen Kriterien entsprechen und ein Qualitätssiegel erhalten. Interessen der Pharmaindustrie soll kein Raum gegeben werden.

Ein guter Ansatz. Dennoch ist es nicht leicht für Laien, Fachinformationen richtig einzuschätzen. Noch dazu, wo es zunehmend darum geht, gar nicht erst krank zu werden, sondern durch zuträgliche Lebensführung vorzusorgen. Vielleicht hilft dabei ja doch das eine oder andere Beratungsgespräch beim Arzt.