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"Das Öl wird nicht verschwinden"

Von Karl Leban

Wirtschaft

OMV-Chef Seele wartet auf bessere Zeiten in Libyen, vorab hat er schon einmal die Anteile an vier Ölfeldern aufgestockt.


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Wien. Seit 1975 ist die OMV in Libyen tätig. In den besten Zeiten förderte der teilstaatliche Wiener Energiekonzern dort rund 30.000 Fass Öl pro Tag, was etwa einem Zehntel seiner Gesamtproduktion entsprach. Doch seit Beginn der libyschen Revolution 2011 kommt es wegen der politischen Wirren, zivilen Unruhen und Proteste, vor allem aber durch Blockaden der Pipelines und Ölterminals immer wieder zu längeren Unterbrechungen der Förderaktivitäten in dem Land. Für die OMV ist dies bitter. Denn gerade in Libyen sind die Produktionskosten extrem niedrig und die Gewinnmargen damit relativ hoch.

Konzernchef Rainer Seele rechnet auch für heuer mit temporären Stillständen in der Produktion. Nach wie vor herrschen in Teilen Libyens bürgerkriegsähnliche Zustände, die Sicherheitslage gilt als massiv angespannt. Seele hofft dennoch, die Ölförderung im laufenden Jahr auf durchschnittlich rund 10.000 Fass pro Tag steigern zu können, also auf ein Drittel der einstigen Höchstmenge.

"Wir werden weitere 40 Jahremit euch zusammenarbeiten"

Trotz der politischen Risiken in Libyen hat die OMV vor zwei Monaten ihre Anteile an vier Ölfeldern im Sirte-Becken aufgestockt. Seele geht davon aus, dass sich die Lage eines Tages beruhigen wird. Dann sei die OMV imstande, täglich bis zu 40.000 Fass Öl in dem nordafrikanischen Land zu fördern.

Dass es im heurigen Jahr bestenfalls nur ein Viertel der möglichen Produktionskapazitäten sein wird, stört Seele nicht weiter. "Das Öl wird nicht verschwinden, weil es einen Konflikt an der Oberfläche gibt", betont der Manager.

Jedenfalls werde die OMV noch lange in Libyen bleiben. "Ich verspreche dir, Mustafa, wir werden weitere 40 Jahre mit euch zusammenarbeiten", erklärte Seele am Donnerstag bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Mustafa Sanalla, dem Vorsitzenden der libyschen National Oil Corporation (NOC). Nachsatz: "Das Öl ist bezahlt und wartet darauf, von uns gefördert zu werden."

Um die Produktionskapazitäten in Libyen künftig voll ausschöpfen zu können, muss die OMV freilich noch zusätzliches Geld in die bestehenden Felder investieren. Vorstand Johann Pleininger merkt dazu jedoch an, dass es hier um keine großen Summen gehe, zumal die Anlagen unbeschädigt seien. Nach seiner Einschätzung würde es drei bis fünf Jahre dauern, bis die volle Produktionskapazität erreicht werden kann.

Opec-Förderkürzunggilt für Libyen nur zum Teil

Libyen hat die größten Erdölreserven Afrikas, das mit 6,5 Millionen Einwohnern sehr dünn besiedelte Land verfügt über ein Gesamtvolumen von rund 47 Milliarden Barrel (je 159 Liter). Die Ausbeutung der Ölfelder erfolgt über die NOC und ihren ausländischen Partnern. An den jeweiligen Feldern hält Libyens nationale Ölgesellschaft eine deutliche Mehrheit. Das Land lebt jedenfalls vom Öl. "Deshalb ist die NOC der Klebstoff, der es zusammenhält", sagt ihr Präsident Sanalla. "Auch wenn wir derzeit drei Regierungen haben, zwei in Tripolis und eine Tobruk."

Wichtig sei die Unterstützung der Bevölkerung, der man auch immer wieder klargemacht habe, dass das Öl die Zukunft des Landes sei und man das Geld aus den Öleinnahmen brauche, um das Land wieder aufzubauen, so Sanalla. "Ich denke, die Leute haben verstanden, dass Blockaden von Ölterminals oder Pipelines vor allem ihnen selbst schaden."

Sanalla erwartet, dass die gesamte Ölförderung in Libyen bis Ende April auf 800.000 Fass pro Tag steigt. Ende August, so hofft er, könnte sie dann durchschnittlich mehr als eine Million pro Tag erreichen. Detail am Rande: Als Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) unterliegt Libyen so wie der Irak der von dem Kartell im Herbst 2016 verfügten Förderkürzung nur eingeschränkt, nicht ganz.