Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Vorige Woche erst hat der ORF in mustergültiger Weise, ein Jahr danach, die Hochwasserkatastrophe des vorigen Jahres und ihre Folgen eine Woche lang zum Thema gemacht. Zumindest in der so genannten TV-Vorabend-Illustrierten "Willkommen Österreich" und im Regionalprogramm Niederösterreich (Fernsehen und Radio). Man zog Bilanz, stellte Schicksale vor, erinnerte an die Opfer, versuchte einmal mehr zu helfen, wo es möglich war. Was auch die ORF-Hochwasserhilfe (siehe Bericht nebenan) eindrucksvoll beweist.
Was da vor einem Jahr geschah, hat niemand im Land vergessen. Die Katastrophe forderte Menschenopfer, Tausende leiden noch heute an den Folgen der Zerstörung. Oft haben sie Hab und Gut, praktisch alles, verloren. Um so mehr nimmt es wunder, dass es dann derselbe ORF, das Fernsehen, ist, das Montagnacht einen Spielfilm mit dem Titel "Flutkatastrophe im Shopping-Center" (ORF 1) über einen berstenden Staudamm mit allen nachfolgenden Panikszenen sendete und heute, wenn auch noch später nachts, wiederholt - ohne jeden Respekt gegenüber den Betroffenen hierzulande.
Selbst wenn man annehmen kann, dass die Betroffenen nicht aufgedreht haben - warum setzt man einen solchen Panik-macher aufs Programm, just ein Jahr danach, wo die Erinnerung stärker hoch kommt an das Erlebte, Erlittene? Und bitte: Warum zerstört sich das Unternehmen ORF selbst seine Reputation, die es sich zweifellos mit der Berichterstattung voriges Jahr und der spontan ins Leben gerufenen Hilfsaktion erworben hat?