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Vor- und Nachteile eines Feriendomizils. | Vermietung | rentiert sich nur, wenn 70 Prozent der Zeit vermietet. | Wien . Endlich Urlaub! Die schöne Jahreszeit macht Lust auf Tapetenwechsel - und nährt den Traum vom Zweitwohnsitz. Wer besäße nicht gerne ein Appartement mit See- oder Meerblick, ein Haus inmitten arkadischer Hügel oder imposanter Berge?
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Immer mehr Österreicher ziehen den Erwerb eines Feriendomizils in Erwägung. Gut 50 Prozent der Kaufwilligen favorisieren dabei heimische Standorte - und hier das "Haus am See". Bei Auslandsimmobilien führen in der Gunst des Homo Austriacus Italien und Malta (acht Prozent), gefolgt von Frankreich (sieben Prozent) und Spanien (6 Prozent).
Private Atmosphäre
Mehrere Faktoren verstärken den Trend zur Ferienimmobilie. Zum einen wächst das Bedürfnis, den kostbaren Urlaub unabhängig, in privater Atmosphäre zu gestalten. Zum anderen ermöglichen "Neue Selbständigkeit", Internet und Billigflüge einen modernen Nomadismus zwischen Zweitdomizil und Arbeitsplatz. Mitunter soll das Refugium auch als Alterswohnsitz dienen.
Die steigende Nachfrage treibt die Preise an. Briten und Holländer kaufen seit den 1980er Jahren ganze Regionen Frankreichs auf. Das verträumte Département Dordogne östlich von Bordeaux mutierte zur britischen Kolonie "Dordogneshire" - mit täglichen Direktflügen von Bergerac nach England. Selbst das bescheidenste Landhaus ist dort kaum unter 150.000 Euro zu haben. Küstenimmobilien sind extrem teuer, nicht zuletzt wegen des starken Zustroms stadtflüchtiger Franzosen.
Frankreichfreunde mögen besonders beachten: Erstens: Manch gallisches Gebälk wird von Termiten unterminiert; Die Einholung eines Zertifikats, dass die Immobilie frei von Termitenbefall ist, gilt bei Transaktionen als Standard. In manchen Regionen ist es obligatorisch.
Zweitens: Private Vorverträge sind üblich und binden die Parteien. Der spätere Notariatsakt wird im Grundbuch "registriert" (das heißt angeheftet).
Teure Seeimmobilien
Unaufhaltsam steigen auch die Preise für Österreichs Seeimmobilien. Als Käufer firmieren zu 90 Prozent Inländer. Das jüngste Angebot an Luxus-Domizilen lockt indes vermehrt Nordeuropäer an unsere "Goldküsten." Ein exklusives Wörthersee-Appartement kostet 7000 bis 8000 Euro pro Quadratmeter; mit der Entfernung zum See sinken die Preise markant.
Der Erwerb eines Feriendomizils will gut geplant sein: Urlaubslaune trübt die Urteilskraft. Die Erkundung des Wunschstandortes außerhalb der Saison gibt Aufschlüsse über die Infrastruktur zur "toten" Zeit (öffentlicher Verkehr, Nahversorgung.) In südlichen Gefilden gebührt dem Thema Wasserversorgung spezielle Beachtung. Eine Fachurteil zum Gebäude-Substanzwert und Preisvergleiche vor Ort enttarnen falsche "Schnäppchen".
Rendite bringen Ferienimmobilien übrigens nur bei Vermietung während mindestens 70 Prozent des Jahres; Spitzenmieten erzielt man naturgemäß zur Hochsaison und an "Brückentagen", genau dann, wenn man sein Traumdomizil selbst nutzen möchte.
Also lieber gleich mieten? Diese Variante erspart hohe Investitionen, vermeidet laufende Kosten und böse Überraschungen während der Abwesenheit (technische Gebrechen, Einbruch, Verlust des Versicherungsschutzes bei Leerstand über sechs Monate).
Rechtlich abklären
Die Klärung der Rechtslage durch einen Fachmann ist geboten, besonders im Falle fremder Rechtssysteme. Selbst innerhalb der EU ist der Immobilienerwerb höchst unterschiedlich geregelt. Den erwähnten Vorvertrag gibt es ebenso in Spanien oder Italien, teils sind auch Angelder üblich (sie gehen bei Kaufrücktritt als Vertragsstrafe verloren).
Die wahren Eigentumsverhältnisse und Dienstbarkeiten sind oft - mangels Grundbuchseintragung - nur aus Vertragsurkunden zu ersehen. Von Nutzen erweist sich ferner die gute Kenntnis lokaler Bauvorschriften oder Steuergesetze, - im Ausland, wie im Inland auch: So bedarf das eigene "Schloss am Wörthersee" einer Sonderwidmung, um als Freizeitwohnsitz genutzt werden zu dürfen.