Um 1,8% sind die Verbraucherpreise in Österreich im vergangenen Jahr gestiegen, besagt die amtliche Statistik. Auch heuer wurden bisher nur Inflationsraten unter 2% verzeichnet, im April waren es 1,3%, im Mai sogar nur mehr 1,1%. Vielen Österreicherinnen und Österreichern ist das unverständlich, zumal sie das Gefühl haben, dass seit der Euro-Umstellung vieles eklatant teurer geworden ist.
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"Bevor der Euro gekommen ist, hat das viel weniger gekostet", hört man immer wieder. So erinnern sich aufmerksame Konsumenten ganz genau daran, dass etwa für Automatenwaren, die früher 10 Schilling kosteten, nun 1 Euro zu berappen ist. Aus runden 100-Schilling-Beträgen wurden dementsprechend 10 Euro.
Aber auch in vielen anderen Bereichen haben Konsumenten den Eindruck, dass sie jetzt mehr bezahlen müssen als früher. Siegfried Brandl, Gründer und Obmann des Bestpreis Club Austria, bestätigt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass es insbesondere bei Computern und Unterhaltungselektronik zu Verteuerungen gekommen sei. Dies treffe aber nicht nur auf Österreich, sondern auf ganz Europa zu. "Am Anfang wurde aufgerundet, anschließend erfolgten Preisanpassungen," schildert Brandl seine Beobachtungen. Er startete seine Preisvergleiche vor fünf Jahren. Mittlerweile zählt der Verein 10.000 Mitglieder - "vom Studenten bis zum Universitätsprofessor."
Man könne nicht pauschal urteilen, "alles" sei teurer geworden, auch wenn es viele Konsumenten so empfinden, sagt Max Reuter vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Beobachtungen des VKI hätten ergeben, dass es im Zuge der Euro-Umstellung etwa in den Supermärkten keine signifikanten Preiserhöhungen gegeben habe. Verteuerungen würden aber bewusster wahrgenommen als Verbilligungen.
Die Inflationsrate ist nur ein Durchschnittswert, in dem einzelne "Ausreißer" unter Umständen nicht ins Gewicht fallen. Nach Auskunft der Statistik Austria fließen rund 80.000 Einzelpreise in die Berechnung der Inflationsrate ein. Per Zufall ausgewählte Haushalte müssen ein Jahr lang ein Haushaltsbuch führen, in dem sie alle Ausgaben penibel genau aufzeichnen. Bis 2000 wurde der Warenkorb alle 10 Jahre erneuert, nun sind es 5-Jahres-Abstände. Zuletzt wirkten rund 7.100 Haushalte bei der Erstellung des Warenkorbs mit. Der aktuelle Verbraucherpreisinddex (VPI) umfasst 812 Waren und Dienstleistungen. Den meisten Platz im Warenkorb beansprucht die Position "Wohnung, Wasser, Energie" mit einer Gewichtung von exakt 17,9175% im VPI, gefolgt von "Verkehr" mit rund 14,3%. "Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke" liegen erst an dritter Stelle mit 13,6%.