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Das Prinzip Vielfalt

Von Hermann Schlösser

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Heute soll wieder einmal das "Pasticcio" gelobt werden. Denn dieses Ö1-Musikmagazin verschönert täglich die Frühstückszeit zwischen viertel nach acht und fünf vor neun. Musik verschiedener Epochen und Stilebenen wird gespielt, die Moderationen dazwischen sind zwar nicht immer gleich anregend, aber in der Regel doch wert, gehört zu werden.

Am gestrigen Mittwoch begleitete Christoph Wagner-Trenkwitz durch die Sendung. Wäre er ein Sänger, würde man sagen, er verfüge über ein "gutes Material", denn seine sonor timbrierte Stimme macht sich im Radio gut. Überdies artikuliert Wagner-Trenkwitz deutlich und verspricht sich selten. (Was man nicht von allen "Pasticcio"-Moderatoren behaupten kann. Helmut Jasbar z. B. verdirbt seine an sich sehr gescheiten Kommentare manchmal durch eine recht schludrige Sprechweise.)

Zu den Musiken, die Wagner-Trenkwitz ausgewählt hatte, gehörte auch ein Orchesterstück von Anton Webern. Nachdem es verklungen war, berichtete der Moderator, Webern sei ein Feind der Operette gewesen, und andere Komponisten seiner Generation hätten diese Abneigung von Herzen geteilt: "Wenn es die Operette nicht gäbe, wäre alles gut", habe etwa Alexander Zemlinsky gesagt.

Es entsprach dem schönen Prinzip der Vielfalt, dass nach diesen operettenkritischen Ausführungen im "Pasticcio" ein Duett aus dem "Weißen Rössl" zu hören war.