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Die Inflation steigt, das war absehbar. Aber was mit ihr steigt, ist die Angst vor Hyperinflation, was wiederum Anlageentscheidungen maßgeblich beeinflusst - manchmal zum Negativen.
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Jetzt ist sie da, die Inflation. Keine Überraschung. Vor knapp zwei Jahren beschäftigte sich diese Kolumne schon einmal mit dem Thema der sogenannten "Geldentwertung", vor der vor allem Europäer eine tief sitzende, historisch begründete Angst haben: Inflation ist, als die Großeltern mit dem Wäschekorb um einen Laib Brot gehen mussten.
Solche Szenarien sind jedoch heute in weiten Teilen der Welt kaum mehr denkbar. Auch als die Inflationsrate in Österreich während der Ölkrise der 1970er-Jahre auf neun Prozent stieg, ist die Welt nicht untergegangen.
Für heuer musste das Institut für Höhere Studien (IHS) seine Inflationsprognose für Österreich von zwei auf 2,4 Prozent anheben. Das sind zwar 0,4 Prozentpunkte mehr als die Europäische Zentralbank (EZB) im Mittel anstrebt, ist aber noch weit von jeglicher Hyperinflation entfernt, die zu einer drastischen und unaufhaltsamen Geldentwertung führen würde.
Allgemein wird nun erwartet, dass die EZB vielleicht sogar noch im ersten Halbjahr die Zinsen wieder anhebt, was zu einer Verlangsamung des wirtschaftlichen Aufschwungs führt, was wiederum die Inflation bremst.
In den USA hingegen hat die Nationalbank Fed weniger Angst vor einer Inflation als vor einem neuerlichen Schwächeln der Wirtschaft, auch geprägt durch die "Great Depression"-Erfahrung der 1930er-Jahre.
Die Inflation in der Eurozone ist also unter Kontrolle, aber die deutlich unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedstaaten führt dazu, dass die Zinsanhebung auch in schwächeren Ländern zu einer Verlangsamung des Aufschwungs führen wird.
Zusätzlich müssen diese sogenannten Peripheriestaaten - Irland, Spanien, Griechenland oder auch Portugal - derzeit um Abnehmer für ihre Anleihen kämpfen, mit denen sie sich refinanzieren wollen. Denn Investoren kaufen in einem Umfeld, in dem sowohl ein Inflations- als auch ein Zinsanstieg bevorsteht, nur ungern Anleihen.
Die Angst, durch steigende Inflation reale Verluste bei der Rückzahlung begebener Anleihen zu erzielen, sitzt auch im EZB-Rat tief. Und so sperrt sich dieser gegen einen Massenankauf von Staatsanleihen aus Peripherieländern.
Die Fed und die Bank of England haben mit einer solchen Maßnahme der heimischen Wirtschaft unter die Arme gegriffen. Und die britische Investmentfirma Schroders ist überzeugt, dass durch einen ähnlichen Schritt Europas Probleme "über Nacht" gelöst werden könnten. Die EZB müsste "nur" eine Billion Euro in die Hand nehmen - zirka zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone -, dann wären sämtliche Schulden von Irland, Portugal, Spanien und Griechenland getilgt.
Zumindest wären sie nicht mehr im Staatsdefizit der jeweiligen Länder zu finden. Ganz so einfach vergleichbar sind die Situationen in den USA, Großbritannien und der Eurozone nämlich nicht. Denn natürlich unterstützen in den USA auch reichere Bundesstaaten die ärmeren, aber dieses System ist über mehr als 300 Jahre gewachsen. In Europa ist die Eurozone gerade erst aus den Kinderschuhen, und niemand hat bisher ein vergleichbares Experiment in einem ähnlich komplexen wirtschaftlichen Umfeld gewagt.
Dennoch könnte der eine oder andere Ankauf von europäischen Staatsanleihen nicht schaden. Gerade auch, weil jene der Peripheriestaaten deutlich mehr als die Inflationsprognosen für die nächsten Jahre abwerfen.
Wo Inflation viel schneller zum Problem wird, sind die Schwellenländer, bei denen vor allem Rohstoffe und Lebensmittel die Preisentwicklung treiben und die Inflation schon jetzt bei rund sechs Prozent liegt. Diese Länder waren auch von der Krise weniger schwer getroffen und haben weniger Überkapazitäten, durch die der Preis- und Lohnanstieg gedämpft werden könnte.
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.