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Das Problem mit der Nullung

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Was, bitte, ist im Sport eine "Nullung"? Für Heinz Kuttin, den neuen Trainer der österreichischen Skispringer, eine klare Angelegenheit: "Es wird heuer wieder neue Regeln, wieder neues Material geben, da sollen alle bei null beginnen, sich neu aufstellen und auf die neue Saison hinarbeiten", erklärte er am Dienstag. Und das zeigt zweierlei: Zum einen, dass von Kuttin ganz im Stile seines Vorgängers Alex Pointner keine Wuchteln in der Außendarstellung, sondern seriöse Arbeit von innen heraus erwartet werden darf - zum anderen, dass er schon an seinem ersten Ziel scheitern wird. Denn so nachvollziehbar der Ansatz auch klingt: Wirklich von null zu beginnen, würde heißen, alles bisher Geschehene zu streichen. Und das ist nicht nur nicht zu schaffen, wenn man schon einige Zeit im Geschäft ist, sondern auch nicht wünschenswert, wenn es so erfolgreich lief wie bei den heimischen Springern. Schließlich war die Ära Pointner die erfolgreichste, die es je im Skisprung-Sport gegeben hat. Dass sie zuletzt von (medial aufgebauschten) Spannungen und den Olympischen Spielen, als Team-Silber in manchen Kreisen als nationale Katastrophe angesehen wurde, überschattet wurde, ist ungerecht. Freilich: Jeder neue Trainer bringt neue Impulse, die dem Vorankommen förderlich sein können. Doch nicht einmal mit dem neuen Trainer kann die Uhr auf null gedreht werden. Sollte es nicht so laufen wie erhofft, wird sich nämlich mit Sicherheit wieder jemand mit Verweis auf seine Vergangenheit als Stützpunkttrainer von Thomas Morgenstern benachteiligt fühlen. Zu wünschen ist das natürlich nicht. Denn in ganz anderer Hinsicht könnte eine Nullung tatsächlich erfolgsversprechend sein: In der Elektrik bedeutet die nämlich nichts anderes als Erdung. Und die kann so manchem heimischen Überflieger nicht schaden.