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Das Problem mit der späten Geburt

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Bevölkerung weiß wenig über heimische Pensionskassen. | Kapitalstock wird weiter ausgebaut. | Wien. Vergangenes Wochenende hat ein Konsortium unter der Führung der kanadische Lehrer-Pensionskasse "Ontario Teachers Pension Plan" (OTPP) den größten Telekom-Konzern des Landes, Bell Canada, übernommen. Kostenpunkt des Gesamtdeals (OTPP hält danach 52 Prozent an Bell): 35,8 Mrd. Euro.


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Die österreichischen Pensionskassen backen da wesentlich kleinere Brötchen: Laut Fachverbands-Obmann Christian Böhm beträgt das veranlagte Vermögen aller heimischen Kassen insgesamt knapp 13 Mrd. Euro. Derzeit sei man noch weit davon entfernt, die Kapitalmärkte mit den eigenen Investments zu beeinflussen. In 20 bis 30 Jahren könne die Branche stark genug für konzertierte Aktionen bei einzelnen Unternehmen sein.

Bis dahin müssen die Pensionskassen aber noch ordentlich Gewicht zulegen. In der Vergangenheit sei, so Böhm, der Kapitalstock jährlich um etwa zehn Prozent gewachsen. Das wäre auch in Zukunft möglich, obwohl immer mehr Pensionen ausbezahlt würden. In zehn Jahren sollte sich laut Böhm das veranlagte Vermögen der Pensionskassen sowie die Zahl der Berechtigten mindestens verdoppelt haben.

Konservative Kunden

Dass Österreich, so Böhm, bei der kapitalgedeckten Pensionsvorsorge im internationalen Vergleich hinterherhinkt, hänge mit dem "Problem der späten Geburt" zusammen: Pensionskassen gebe es hierzulande eben erst seit 1990. Die Bevölkerung wisse wenig über deren Arbeit.

Damit die Entwicklung der Branche rascher voranschreitet, wünscht sich Böhm als Anreiz, dass, wenn Arbeitnehmer Eigenbeiträge zu ihrer Betriebspension leisten, diese erst in der Auszahlungsphase steuerlich belastet werden sollen. Darüber hinaus sei die Einbeziehung der sogenannten neuen Selbständigen ins Pensionskassen-System notwendig.

Ein stärkerer Kapitalstock würde sich, so Böhm, positiv auf die Anlageerträge der Kassen auswirken. Im Vorjahr lag die Gesamtperformance der Branche bei 5,5 Prozent. Heuer könnten es laut Böhm 4 bis 6 Prozent werden. Der Aktienanteil in der Veranlagungsstruktur habe sich mittlerweile auf über 40 Prozent erhöht. Dennoch werde in Österreich - auf Kundenwunsch - deutlich konservativer veranlagt als in den meisten anderen EU-Ländern.