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"Das Problem wird weiter ignoriert"

Von Katharina Schmidt

Wissen

WU-Rektor Badelt über die neuen Pläne zum Uni-Zugang. | "Wiener Zeitung": Wie bewerten Sie das von den Ministerinnen als Übergangslösung bezeichnete Papier zur Studieneingangsphase? | Christoph Badelt: Das ist eine richtige Bezeichnung. Es ist ein Fortschritt gegenüber dem Status quo, weil die frühzeitige Anmeldung, das Vorziehen der Entscheidung, ob jemand im Studium bleiben kann oder nicht, und die Studienberatung Vorteile sind. An das wirkliche Problem ist diese Lösung aber leider nicht herangekommen.


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Das wirkliche Problem ist...

... die Wahrheit zu sagen und festzustellen, dass es in den Massenfächern wie an der WU gemessen an den Studieninteressierten zu wenige Kapazitäten gibt. Es braucht daher sowohl eine Aufstockung der Kapazität, also mehr Geld, als auch ein seriöses, transparentes Auswahlverfahren. Mit dem, was jetzt kommt, wird das Problem nach wie vor ignoriert. Es wird so getan, als ob die Uni mit ganz normalen Prüfungen das Kapazitätsproblem lösen kann. Wir haben mehr als drei Mal so viele Anfänger wie Kapazitäten, da kann mir niemand erklären, dass nur aufgrund der Prüfungsleistungen eine Auswahl erfolgen kann.

Wie wird die WU das neue Papier umsetzen?

Das ist eine der vielen Fragen, die ich innerhalb des ersten Tages noch nicht beantworten kann. Ich verstehe den Gesetzestext so, dass eine Veränderung der Studienpläne nötig ist. Dies ist ein mehrmonatiger Prozess, ich weiß nicht, wie das in der kurzen Zeit umgesetzt werden kann. Auch werden die Studierenden die Verschärfungen nicht schätzen und versuchen, in den Studienplänen gegenzusteuern. Das ist den Damen und Herren der Politik wieder einmal egal.

Die ÖH könnte auch rechtliche Bedenken wegen der reduzierten Prüfungszahl anmelden.

Durch die Reform wird das rechtlich möglich. Allerdings schafft man in seiner Angst, das Kapazitätsproblem anzuschauen, nun Auswahlkriterien, die schärfer sind, als das bei einer echten Auswahlentscheidung sein müsste. Eine Prüfung, bevor relevante Ressourcen der Uni verwendet werden, könnte man auch fünf Mal wiederholen.

Welche Schritte in Sachen Studienplatzfinanzierung erwarten Sie von der Politik?

In den Erläuterungen zum vorliegenden Gesetz steht das Commitment dazu. Gott erhalte der Regierung ihren Optimismus, aber warum soll es in einem Jahr leichter sein, als es jetzt gewesen wäre? Das ist eine Frage des politischen Willens.

Christoph Badelt (59) ist seit 2002 Rektor der Wiener Wirtschaftsuni, von 2005 bis 2009 war er Präsident der Universitätenkonferenz.